Adam Mosseri

Instagram-Chef sucht Rettung in London

Facebooks Mutterkonzern Meta kämpft derzeit mit vielen Problemen gleichzeitig. Um in Zukunft gegen den immer stärker wachsenden Konkurrenten Tiktok bestehen zu können, soll Instagram-Chef Adam Mosseri nun dabei helfen, die Belegschaft in London zu stärken.

Instagram-Chef sucht Rettung in London

kro

Instagram-Chef Adam Mosseri muss bald umziehen. Der langjährige Facebook-Manager und enge Vertraute von Meta-CEO Mark Zuckerberg wird Medienberichten zufolge noch im laufenden Jahr von San Francisco nach London entsandt, um das Team dort für eine Weile beim Personalaufbau in den neuen Büros im Stadtteil Kings Cross zu unterstützen. Laut der „Financial Times“ ist die britische Hauptstadt mit mehr als 4 000 Mitarbeitern schon jetzt die größte Tech-Zentrale von Instagram außerhalb der USA. Insidern zufolge geschieht die Versetzung zum einen auf Wunsch von Mosseri selbst. Zum anderen werde aber auch gemunkelt, dass der stärkere Fokus auf Großbritannien für das Unternehmen eine schlichte Möglichkeit zur Kostenersparnis darstellt. Denn die Gehälter für Tech-Mitarbeiter sind in Großbritannien deutlich niedriger als im Silicon Valley.

Meta, dem Mutterkonzern von Facebook, Instagram und Whatsapp, käme das sicher gelegen. Das Unternehmen steckt angesichts von schwachen Werbeeinnahmen, verschärften Datenschutzregeln von Apple, hohen Ausgaben für das Metaverse und der wachsenden Konkurrenz durch die Kurzvideo-App Tiktok in einer operativen Krise. Im zweiten Quartal kassierte der Konzern − neben einem Gewinneinbruch von über einem Drittel − seinen ersten Umsatzrückgang seit dem IPO im Jahr 2012.

Das Jahr des Börsengangs war gleichzeitig auch das Jahr, in dem Facebook Instagram schluckte, für 1 Mrd. Dollar. Mosseri war zu dem Zeitpunkt bereits vier Jahre lang bei Facebook tätig, zunächst als Product Designer für die mobilen Anwendungen, später als Produktmanager für den News Feed. Als solcher musste er sich nach den US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 vielfach den Fragen von Kritikern nach Facebooks Rolle bei der Verbreitung von Fake News stellen.

Im Mai 2018 wechselte er auf Geheiß von Zuckerberg als Produktchef zu Instagram. Für die Gründer der App, Kevin Systrom und Mike Krieger, war das ein Zeichen dafür, dass Facebook Instagram nur noch stärker als bis dato ohnehin schon seinen Stempel aufdrücken will. Kein halbes Jahr später ernannten sie Mosseri zum neuen Chef der Foto-App − und zogen sich selbst vom Unternehmen zurück. Mit ihnen gingen noch Dutzende weitere Mitarbeiter. „Es gab definitiv Zweifel an mir und meiner Rolle“, erzählte Mosseri der „New York Times“ später. Bei seiner Vorstellung vor den neuen Kollegen sei die Frage gestellt worden, warum jemand Chef von Insta­gram werden solle, der bei Facebooks News Feed versagt habe.

Meister im Rechtfertigen

Als Hauptverantwortlicher einer Plattform, deren Einfluss auf die mentale Gesundheit und Körperwahrnehmung gerade von jungen Frauen immer wieder kritisch diskutiert wird, sollte Mosseri einen gewissen Rechtfertigungsdruck mittlerweile aber gewohnt sein. Ende vergangenen Jahres musste der Vater dreier Söhne zu diesem Thema auch schon vor dem US-Kongress aussagen. Und auch von der eigenen Community musste der 39-Jährige vor kurzem deutliche Kritik hinsichtlich der immer stärkeren technischen und optischen Annäherung an den Tiktok-Rivalen einstecken.

Bei einer der jüngsten Änderungen, einer Fullscreen-Benutzeroberfläche bei einzelnen Posts, habe es sich nur um Tests gehandelt, beschwichtigte Mosseri daraufhin auf Instagram. Er glaube aber gleichzeitig, dass sich die Plattform immer stärker von einer Foto- zu einer Videoplattform entwickeln werde.

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