Instagram-Gründer kehren Facebook den Rücken zu
Von Stefan Paravicini, New York Das soziale Netzwerk Facebook muss den nächsten Rückschlag verdauen. Kevin Systrom und Mike Krieger, Gründer der Foto-App Instagram, für die Facebook vor sechs Jahren knapp 1 Mrd. Dollar auf den Tisch gelegt hat, verlassen das Unternehmen. “Wir planen, uns etwas Zeit zu nehmen, um unsere Neugier und Kreativität neu auszuloten”, erklärte der 34-jährige Systrom in einem Blog-Eintrag den überraschenden Rückzug und deutete an, dass er zusammen mit dem 32-jährigen Krieger schon bald ein neues Projekt in Angriff nehmen könnte. Erst im April hatte Jan Koum, der Gründer der 2014 von Facebook übernommenen Whatsapp, den Konzern verlassen.”Kevin und Mike sind außergewöhnliche Produkt-Leiter und Instagram steht für ihr kreatives Talent”, lässt sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg zitieren. “Ich habe in den sechs Jahren, die ich mit ihnen zusammengearbeitet habe, vieles gelernt und es hat wirklich Spaß gemacht.” Zuletzt soll sich der Spaß vor allem für Systrom und Krieger laut US-Medienberichten allerdings in Grenzen gehalten haben, da Zuckerberg die Entwicklung von Instagram mehr und mehr zur Chefsache erklärt hat. Die Unabhängigkeit der Foto-App, die Instagram bei der Übernahme zugesichert wurde, sahen Beobachter spätestens in diesem Frühjahr gefährdet, als der Facebook-Gründer mit Adam Mosseri einen Manager aus seinem innersten Führungszirkel zum Produktchef von Instagram beförderte. Marne Levine, der als COO von Instagram viel dazu beigetragen hat, die Begehrlichkeiten des Konzerns mit den Befindlichkeiten der Tochter in Balance zu halten, wurde von Instagram weggelotst und zum Global Head of Business Development von Facebook berufen.Der Rückzug der Gründer von Instagram fällt für Facebook in eine Zeit, da der Konzern nicht nur wegen seines Umgangs mit Nutzerdaten sowie den weitgehend unbehelligten Manipulationskampagnen rund um Wahlen in den USA und Europa über die Plattform des Internetkonzerns unter Druck steht, sondern auch ein rückläufiges Wachstum von Nutzern und Werbeerlösen verzeichnet. Im Sommer stellte Facebook außerdem eine sinkende Profitabilität in Aussicht, was gemessen an der Marktkapitalisierung den bisher größten Tagesverlust einer Aktie an einer US-Börse nach sich zog. Attraktivität in GefahrInstagram konnte sich den Problemen der Muttergesellschaft bisher entziehen. Das Wachstum der Foto-App, die mehr als eine Milliarde Nutzer zählt und bis zum Jahr 2020 nach Einschätzung von Marktbeobachtern 20 Mrd. Dollar Umsatz beisteuern könnte, ist ungebrochen. Analysten beziffern den Wert von Instagram mittlerweile auf 100 Mrd. Dollar, was mehr als einem Fünftel des gesamten Börsenwerts von Facebook entspricht. Nach dem Abschied der Gründer könnte weitere Monetarisierung durch mehr Online-Werbung der Attraktivität von Instagram für ihre Nutzer ähnlich wie der Facebook-App zusetzen.