Windturbinenbauer

Intensive Zeiten für Nordex-Chef Blanco

Ende Juni schickte der Windturbinenbauer Nordex seine Aktie mit der Ankündigung einer überraschenden Kapitalerhöhung auf Talfahrt – das Papier sank von über 20 Euro auf gestern unter 16 Euro. Am vorigen Freitag nun dankte Vorstandschef José Luis...

Intensive Zeiten für Nordex-Chef Blanco

Von Carsten Steevens, Hamburg

Ende Juni schickte der Windturbinenbauer Nordex seine Aktie mit der Ankündigung einer überraschenden Kapitalerhöhung auf Talfahrt – das Papier sank von über 20 Euro auf gestern unter 16 Euro. Am vorigen Freitag nun dankte Vorstandschef José Luis Blanco den Aktionären wie dem mit 33,6% beteiligten spanischen Mischkonzern Acciona und der Beteiligungsgesellschaft Skion der Quandt-Erbin Susanne Klatten (4,3%) sowie den Hausbanken für deren Vertrauen in das in Hamburg ansässige MDax-Unternehmen.

Commerzbank, Unicredit, Crédit Agricole und Intesa Sanpaolo waren für die Transaktion beauftragt worden. Das Volumen der Kapitalerhöhung belief sich brutto auf 586,2 Mill. Euro, wobei ein Barerlös 389,6 Mill. Euro und eine Sacheinlage von Acciona 196,6 Mill. Euro ausmachten. Angekündigt wurde eine Stärkung der Ende März ausgewiesenen Eigenkapitalquote um 11 Prozentpunkte auf bereinigt 27%.

„Als führender globaler Turbinenhersteller mit einer robusten Bilanz und dem erfolgreichen Delta4000-Produktportfolio sind wir gut aufgestellt, um das profitable Wachstum der Nordex Group weiter zu forcieren“, sagte Blanco bei Abschluss der Kapitalerhöhung, bei der rund 42,7 Millionen neue Aktien – 36,4% des bisherigen Grundkapitals – im Bezugsverhältnis von elf bestehenden zu vier neuen Aktien und einem Bezugspreis von 13,70 Euro je neuem Papier angeboten worden waren. Von bestehenden Aktien wurden 98,2% aller Bezugsrechte ausgeübt, während die Konsortialbanken die restlichen Aktien börslich oder außerbörslich veräußerten.

Parallel dazu vereinbarte Nordex mit den Banken, dass die im April 2020 um drei Jahre verlängerte Garantiekreditlinie um 171,3 Mill. Euro auf 1,41 Mrd. Euro erhöht wird und zudem bis zu 100 Mill. Euro aus dieser Aufstockung auch in Form von zugesicherten Barkreditlinien zur Verfügung gestellt werden. Mit dem Vollzug dieser Transaktion werde die bis Ende April 2022 laufende staatlich garantierte revolvierende Konsortialkreditlinie über 350 Mill. Euro, die sich Nordex im vorigen Jahr infolge der Corona-Pandemie gesichert hatte und die nicht in Anspruch genommen sei, aufgelöst.

Die Kombination der Eigenkapitaltransaktion mit der Erweiterung der Garantiekreditlinie bereite den Weg für ein stärkeres und risikoärmeres, profitables Wachstum, so CEO Blanco, der seit März 2017 als CEO an der Spitze von Nordex steht. Mit seinem Vorstand orchestrierte der Spanier, Jahrgang 1970, in einem intensiven Jahr 2020, das einen Verlust von 130 Mill. Euro hervorbrachte, noch weitere Maßnahmen zur Stärkung der Kapitalstruktur, so den im November abgeschlossenen Verkauf des europäischen Projektentwicklungsgeschäfts an RWE sowie eine Kapitalerhöhung im Dezember, die durch Ausgabe von 10,7 Millionen neuer Aktien zu einem Bruttoerlös von rund 200 Mill. Euro führte.

Blanco, der lange für Gamesa tätig war und 2012 in die Geschäftsführung von Acciona Windpower eintrat – die Windenergiesparte von Acciona übernahm Nordex 2015, im Gegenzug wurden die Spanier größter Aktionär –, verfolgt kurzfristig strategische Ziele, die für 2022 einen Umsatz von rund 5 (2020: 4,7) Mrd. Euro und eine Ebitda-Marge von 8 (2)% vorsehen. Bis Ende 2022 soll auch ein Programm zur Ergebnissteigerung seine Wirkung entfalten, das neben der Weiterentwicklung der Lieferkette unter anderem auf den Ausbau von Produktionskapazitäten in Indien zielt.