Paukenschlag bei Campari: CEO Fantacchiotti geht
Paukenschlag bei Campari: CEO Fantacchiotti geht
bl Mailand
Der Rücktritt von Campari-CEO Matteo Fantacchiotti nach nur fünf Monaten an der Unternehmensspitze ist ein Paukenschlag, den niemand erwartet hatte. Der Aktienkurs gab zeitweise um fast 10% nach bevor er sich etwas erholte. Fantacchiotti geht mit sofortiger Wirkung und hat auch sein Verwaltungsratsmandat niedergelegt. Er begründet seinen Schritt mit „persönlichen Gründen“.
Für die Analysten von Equita ist das „eine negative Nachricht“. Denn der Nachfolger des mehr als 16 Jahre amtierenden Bob Kunze-Concewitz war langfristig vorbereitet worden. Schon im September 2023 war der Stabwechsel zum April 2024 angekündigt worden. Fantacchiotti, der zuvor unter anderem für Nestlé, Diageo und Carlsberg gearbeitet hatte, war fünf Jahre bei Campari. Vor seinem Wechsel an die Unternehmensspitze war er für die Region Asien und Pazifik verantwortlich. Noch am Tag vor seinem Rücktritt hatte er den Kauf einer Beteiligung an der südafrikanischen Capevin angekündigt, zu deren Portfolio mehrere Whiskey-Marken gehören.
Chairman Luca Garavoglia, dessen Holding Lagfin fast 50% der Anteile des Spirituosenkonzerns hält, zu dem Marken wie Campari, Aperol, Courvoisier, Averna oder Grand Marnier gehören, bedauerte Fantacchiottis Rücktritt. Er zeigte sich überzeugt, dass Campari in eine „solide Zukunft“ steuert. Die Lage der Branche ist nicht einfach. Die schlechte Konjunktur in Europa und in den USA sowie Probleme in China, wo Strafzölle drohen, lasten auf der Branche. Der Campari-Aktienkurs ging binnen zwölf Monaten um 37% zurück. Der Börsenwert schrumpfte auf 8,8 Mrd. Euro. Campari steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um 3,8% auf 1,5 Mrd. Euro. Während der Betriebsgewinn um 2,4% auf 335,6 Mill. Euro sank, wuchs der Nettogewinn auf 219,7 (Vorjahr: 216,9) Mill. Euro.
Nun wird ein Nachfolger gesucht. Mit CFO Paolo Marchesini und Fabio di Fede, General Counsel und Business Development Officer, soll Campari interimistisch zwei CEOs haben. Sie gehören auch einem Übergangskomitee unter Führung von Kunze-Concewitz an, das zusammen mit dem Vergütungs- und Ernennungsausschuss intern und extern nach einem Nachfolger suchen soll – nach den „best-practice-Regelungen der Governance“, heißt es.