ISS stößt sich am Gehalt des designierten Unicredit-Chefs
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Der neue Unicredit-CEO Andrea Orcel ist noch gar nicht im Amt, da sorgt er schon für Schlagzeilen. Es ist sein Gehalt von 7,5 Mill. Euro, das bei Aktionärsberatern auf heftige Kritik stößt, vor allem der garantierte Bonus von 5 Mill. Euro für 2021. Dessen Auszahlung sei nicht an das Erreichen bestimmter Leistungsziele geknüpft, kritisiert die US-Gesellschaft International Shareholder Services (ISS), die Investoren im Vorfeld von Hauptversammlungen berät. ISS und der Stimmrechtsberater Glass Lewis halten die Summe für „exzessiv“. Ein solcher Betrag passe nicht in das aktuelle Umfeld und zu den Empfehlungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bezahlung von Spitzenmanagern. Außerdem sei das Gehalt deutlich höher als das seines Vorgängers Jean Pierre Mustier, der 2020 „nur“ 900000 Euro kassiert hatte, weil er sein Gehalt freiwillig um ein Viertel reduziert und auf Bonuszahlungen von 2,4 Mill. Euro verzichtet hatte.
ISS und Glass Lewis empfehlen den Aktionären, den Gehaltsvorschlag für Orcel bei der Hauptversammlung am 15. April abzulehnen. Dann soll der 57-jährige Orcel, der unter anderem Chef des Investment Banking der Schweizer UBS war, zum neuen CEO gewählt werden. Sollten die Aktionäre den Empfehlungen folgen, müsste der Arbeitsvertrag Orcels überarbeitet werden. Das wäre heikel. Denn der Römer ist nicht nur im Arbeitsleben ein harter Hund, sondern auch wenn es um sein Einkommen geht. Derzeit streitet er mit der spanischen Bank Santander. Das Institut hatte seine Bestellung vor zwei Jahren fallenlassen, weil man sich mit seinem vorherigen Arbeitgeber UBS nicht auf die Übernahme seiner früheren Ansprüche einigen konnte. Orcel verlangt deshalb von der spanischen Bank 112 Mill. Euro. Sein neuer Arbeitgeber Unicredit übernimmt für Orcel keine früheren Ansprüche bei anderen Arbeitgebern.
Empfehlungen von Stimmrechtsberatern haben bei Investoren Gewicht. Zu ihren Kunden zählen Versicherungen, Vermögensverwalter, Fondsgesellschaften und Hedgefonds. Die Bestellung Orcels zum neuen CEO steht aber nicht in Frage.
Auf Kritik stößt in Teilen der italienischen Öffentlichkeit auch Pier Carlo Padoan, der bei der Hauptversammlung zum neuen Unicredit-Chairman gewählt werden soll. Der Ex-Wirtschafts- und Finanzminister war Abgeordneter von Siena, wo die Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) ihren Sitz hat, und er war 1997 für die „Rettung“ des Instituts durch eine staatliche Milliardenspritze verantwortlich. Padoan wird als befangen betrachtet, weil Rom Unicredit als idealen Partner für eine Übernahme von MPS sieht.