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It takes two to tango - Friede Springer beschenkt Konzernchef Döpfner

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 18.8.2012 "It takes two to tango - I am your partner." Mathias Döpfner, der Vorstandschef des Verlags Axel Springer, hat Mehrheitsaktionärin Friede Springer, die gerne einen Walzer aufs Parkett legt,...

It takes two to tango - Friede Springer beschenkt Konzernchef Döpfner

Von Walther Becker, Frankfurt”It takes two to tango – I am your partner.” Mathias Döpfner, der Vorstandschef des Verlags Axel Springer, hat Mehrheitsaktionärin Friede Springer, die gerne einen Walzer aufs Parkett legt, gerade erst zum 70. Geburtstag einen Gutschein für einen Tangokurs überreicht. Da wusste ihr enger Vertrauter schon, wie generös sich die Witwe des 1985 gestorbenen Gründers Axel Cäsar Springer gezeigt hat: Sie schenkte ihrem ersten Angestellten aus ihrer Schatulle Aktien des MDax-Konzerns im Volumen von 72,9 Mill. Euro. Dabei ist der 49-Jährige mit einer (geschätzten) Vergütung von 6,2 Mill. Euro 2011 der mit Abstand bestverdienende Manager im MDax. Mit 3,3 Prozent dabeiIn einer Pflichtmitteilung informierte das Unternehmen darüber, dass die Verlegerin Döpfner mit Datum vom 14. August, also kurz vor ihrem Ehrentag, knapp 1,98 Millionen vinkulierte Namensaktien des Medienkonzerns spendiert hat. Ihren Geburtstag hatte die Witwe am Mittwoch in Berlin mit Gästen wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, Außenminister Guido Westerwelle, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher und natürlich Döpfner gefeiert. “Mein Herz gehört dem Verlag, ich hänge an diesem Haus”, sagte die Erbin, die auch an dem verheirateten Zweimetermann hängt. Jetzt fehle nur noch die Adoption, witzeln Beobachter. Friede Springer ist Patin von Döpfners zweitem Sohn und hatte ihm 2006 Aktien zum Freundschaftspreis vermacht. Döpfner gehört nun mit 3,26 % zu den größten Aktionären in Berlin. Friede Springer behält aber die Mehrheit. Sie besitzt direkt und indirekt über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik, an der sie 90 % hält, durchgerechnet 51,39 %. Außerdem ist ein Stimmbindungsvertrag zwischen der Erbin und Döpfner geschlossen worden, sodass die Pakete gegenseitig zugerechnet werden. Friede Springer will mit der speziellen Privatplatzierung sowohl den Kurs Döpfners wie ihre persönliche Freundschaft belohnen, ihn eng ans Unternehmen binden und sich mit ihm als stabiles Team präsentieren – ein Signal der Kontuinuität.Die Schenkung ist nicht die erste nette Geste Friedes an die Adresse ihres Vorstandschefs. 2006 überließ sie Döpfner Aktien zum Freundschaftspreis. Damals musste sich der Manager verschulden, um 680 000 Papiere zum Vorzugskurs von 77 Euro das Stück, 27 % unter dem damaligen Aktienwert an der Börse, zu erwerben. Dafür wurden 52,36 Mill. Euro fällig. Es traf sich, dass Döpfner dann Anfang Dezember parallel zur Platzierung des damaligen Großaktionärs Hellman & Friedman 211 000 Titel, also fast ein Drittel des Pakets, für 25,74 Mill. Euro beziehungsweise 122 Euro je Aktie versilbern konnte. Die Mittel nutzte er zur Rückführung von Kreditverbindlichkeiten aus dem Aktienerwerb. Inzwischen gab es einen Split von 1 : 3.In Berlin heißt es, die Schenkung sei ein Zeichen dafür, dass Friede Springer Wert auf Kontinuität in der Unternehmensführung lege und honorieren wolle, wie Döpfner die Orientierung des Hauses verkörpere – nicht nur Wertsteigerung, sondern auch in den publizistischen Werten.Der Konzern hat von 2002 bis 2011 rund 972 Mill. Euro an Dividenden ausgeschüttet, sodass Friede Springer mehr als eine halbe Milliarde vereinnahmte. Die Marktkapitalisierung des Konzerns, der 2010 in den MDax einzog, liegt aktuell bei 2,2 Mrd. Euro.Döpfner war Anfang 2002, also vor zehn Jahren, als Nachfolger von Gus Fischer Chef des Verlags geworden. Bernhard Servatius machte damals als Aufsichtsratsvorsitzender dem vormaligen Schering-CEO Guiseppe Vita den Platz frei. Der in Bonn geborene Döpfner wuchs in Offenbach bei Frankfurt auf. Mit seiner Ehefrau Ulrike, einer Tochter des früheren Deutsche-Bank-Vorstands Ulrich Weiß, hat er drei Söhne.Döpfner ist seit 2006 im Board des US-Medienriesen Time Warner und seit 2008 Mitglied im Aufsichtsrat von RHJI, dem europäischen Ableger des Finanzinvestors Ripplewood, dem Ex-Dresdner-BankVorstand Lennie Fischer vorsteht und der sich zuletzt um die BHF-Bank bemüht hat. Ganz digitalDöpfners Credo: Wachstum in Digitalisierung und im Ausland. Die Online-Strategie beruht auf den drei Kompetenzen Inhalte, Vermarktung, Rubrikenmärkte. Mit teils großen Akquisitionen baut er diese Aktivitäten kräftig aus. Jeder dritte Euro des Medienhauses kommt heute von den digitalen Medien, Döpfner will den Anteil mittelfristig auf 50 % steigern. Bereits im vorigen Jahr war das Internetgeschäft nach den deutschen Zeitungen (“Bild”, “Welt”) nach Umsatz und operativem Ergebnis die zweitgrößte Sparte der Berliner. Der Konzern hat laut Döpfner in den vergangenen drei Jahren “in etwa zehnmal so viel im digitalen Geschäft gewonnen, wie wir im analogen Geschäft verloren haben”. So hatte Springer 2011 erstmals mehr mit Internetwerbung erlöst als durch Anzeigen in den deutschen Blättern.