Ivan Espinosa folgt Makoto Uchida als Nissan-Chef
Espinosa soll Sanierung
von Nissan vorantreiben
Von Martin Fritz, Tokio
Nach wochenlangen Spekulationen über die Nachfolge von Makoto Uchida als CEO und Präsident hat sich Nissan für Ivan Espinosa entschieden. Der 46-jährige Chief Planning Officer des drittgrößten japanischen Autobauers mit Sitz in Yokohama soll Uchida zum 1. April ablösen, die finanzielle Leistung des Unternehmens verbessern und neue Partnerschaften aushandeln. In der vergangenen Woche hatte der Nominierungsausschuss die Führungsstruktur von Nissan überprüft.
Rücktritt war nur Frage der Zeit
Der 58-jährige Uchida, seit Dezember 2019 im Amt, stand seit Wochen unter Rücktrittsdruck, nachdem die Fusionsgespräche mit Honda gescheitert waren und die Sanierung des sanierungsbedürftigen Herstellers vergleichsweise langsam vorankam. Der langjährige Renault-Partner hat in Schlüsselmärkten wie China, wo der neue Platzhirsch BYD und andere lokale Akteure den Markt aufrollten, und in Nordamerika, wo eine alternde Produktpalette den Absatz bremste, stark gelitten. Das Unternehmen wird im Ende März auslaufenden Geschäftsjahr voraussichtlich einen Verlust von 80 Mrd. Yen (503 Mill. Euro) verbuchen.
„Da ich das Vertrauen einiger unserer Mitarbeiter verloren habe, glaube ich, dass es das Beste ist, so schnell wie möglich zu einem neuen Managementteam zu wechseln und einen Neuanfang zu wagen“, erklärte Uchida in einem kurzen Auftritt vor Reportern nach der offiziellen Pressemitteilung des Autobauers. Laut der Ankündigung des Unternehmens werden fünf der elf Mitglieder des Verwaltungsrats einschließlich Uchida zum Ende dieses Monats ihre Posten räumen.
„Mehr Priorität für das Produkt“
Espinosa, der 2003 bei Nissan in Mexiko eintrat und auch Positionen in Thailand, Europa und Japan innehatte, gilt als „echter Autotyp“, sammelte umfassende Erfahrungen in der Produktplanung und -entwicklung und leitete die globale Produktstrategie, das Portfolio und den Motorsport von Nissan. Er ist seit April 2024 in seiner jetzigen Position als oberster Planer auch dafür zuständig, die Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu beschleunigen. Seine Ernennung ist „ein gutes Zeichen, dass Nissan dem Produkt eine höhere Priorität einräumen will“, meinte Christopher Richter, Autoanalyst für Japan bei der Investmentbank CLSA, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Der neue CEO könnte versuchen, die Gespräche mit Honda neu zu starten. Japans zweitgrößter Autobauer hatte den Rücktritt von Uchida zu einer Vorbedingung für neue Verhandlungen gemacht. Aber Espinosa könnte auch die Suche nach einem neuen Investor intensivieren. Bei Elektroautos wollen Nissan und Honda weiter eng kooperieren, Foxconn aus Taiwan hat sich bereits als Partner angeboten. Der laufende Turnaround-Plan soll die jährlichen Kosten um 400 Mrd. Yen (2,5 Mrd. Euro) senken.
Chairman: Schwieriger Start
„Wir können viele Möglichkeiten erschließen“, sagte Espinosa auf einer kurzfristig angesetzten Online-Pressekonferenz. Die Frage, ob die Gespräche mit Honda wieder aufgenommen werden könnten, wollte er nicht beantworten. Nissan-Verwaltungsratschef Yasushi Kimura erklärte, dass Espinosa die am besten geeignete Führungsperson in dieser schwierigen Zeit sei. Sein Start werde „schwierig“ sein, räumte Kimura jedoch ein.