Ex-Unicredit-Chef

Jean Pierre Mustier startet mit Spac durch

Es hat nicht lange gedauert, bis Jean Pierre Mustier wieder von sich reden machte. Erst im Februar hatte der französische Bankenmanager den Chefposten bei der italienischen HVB-Mutter Unicredit verlassen. Jetzt hat er beim Börsengang des...

Jean Pierre Mustier startet mit Spac durch

Von Gerhard Bläske, Mailand

Es hat nicht lange gedauert, bis Jean Pierre Mustier wieder von sich reden machte. Erst im Februar hatte der französische Bankenmanager den Chefposten bei der italienischen HVB-Mutter Unicredit verlassen. Jetzt hat er beim Börsengang des Börsenmantels (Spac) Pegasus Capital in Amsterdam 500 Mill. Euro eingesammelt und kann sich zusammen mit seinem Partner, Ex-Bank-of-America-Manager und Unicredit-Verwaltungsratsmitglied Diego De Giorgi, auf die Suche nach einem Unternehmen aus der Finanzbranche machen. Hinter Pegasus stehen auch die private Vermögensverwaltung des Milliardärs und LVMH-Großaktionärs Bernard Arnault, Financière Agache, und der Vermögensverwalter und Finanzinvestor Tikehau aus Paris. Die Sponsoren haben bereits weitere 100 Mill. Euro für eine zweite Finanzierungsrunde bereitgestellt.

Mustier (60) folgt mit seinen Plänen anderen Managern, die Spacs gegründet oder angekündigt haben. Dazu gehören Ex-Commerzbankchef Martin Blessing, Ex-Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam oder der frühere Deutsche-Bank-CFO Stefan Krause sowie, vor Jahren, der frühere italienische Wirtschaftsminister Corrado Passera, der heute die daraus hervorgegangene Online-Bank Illimity leitet. Doch die Spacs sind auch ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten, die sich die dahinter steckenden Geschäftsmodelle genauer anschauen wollen.

Mustier hatte Ende 2020 nach vier Jahren an der Spitze überraschend seinen Rückzug bei Unicredit angekündigt – wegen „strategischer Differenzen mit dem Verwaltungsrat“. Der mit harter Hand regierende Kostenkiller wollte sich von Rom nicht eine Übernahme etwa der Krisenbank Monte dei Paschi aufzwingen lassen, um die solide Kapitalposition von Unicredit nicht zu gefährden.

Mustier hinterließ eine grundsolide, stabile und sehr kapitalstarke Bank. Dabei hatte er 2016 in Mailand ein Himmelfahrtskommando übernommen. Damals stand die Bank vor dem Kollaps. Mustier stellte alles auf den Kopf. Die riesige Kapitallücke der hochdefizitären Bank stopfte er mit einer Kapitalerhöhung von 13 Mrd. Euro. Er baute mehr als 20000 Stellen ab, stieß faule Kredite in großem Stil ab, verkaufte Beteiligungen in Polen und in der Türkei sowie an der Online-Bank Fineco, trennte sich vom Vermögensverwalter Pioneer. Und er ging mit gutem Beispiel voran. Der ehemalige Fallschirmspringer veräußerte den Firmenjet und flog fortan Economy. Er verzichtete auf einen Teil seines Gehalts und kassierte 2020 „nur“ 900000 Euro, ein Bruchteil der angeblich 7,5 Mill. Euro, die sein Nachfolger Andrea Orcel bezieht.

Es brauchte wohl einen Nichtitaliener, der keine Rücksichten auf alte Seilschaften und die Politik nehmen musste, um die Bank zu retten. Wohl deshalb hatten die Verantwortlichen den Mann, der bereits von 2011 bis 2014 das Investment Banking von Unicredit geleitet hatte, zurückgeholt. Der Absolvent der Eliteschulen École Polytechnique und École des Mines wäre normalerweise nie bei Unicredit gelandet. Den Großteil seiner Karriere verbrachte der asketisch wirkende Manager bei der französischen Société Générale (SocGen), deren Investment Banking und Asset Management er leitete. Er galt als Anwärter für die Konzernspitze. Doch 2008 verzockte der Trader Jérôme Kerviel 4,9 Mrd. Euro. Mustier war sein Chef, zog die Konsequenzen und kündigte. Seither ist er besessen von Compliance-Fragen.

Der Vater von zwei erwachsenen Söhnen ist international gut vernetzt. Außer in Mailand und Paris hat er auch in London, Tokio, Hongkong, Philadelphia und Südafrika gearbeitet, unter anderem als Berater, auch für Nichtregierungsorganisationen wie Fairtrade.

Seine vielen Kontakte werden dem Hobbysegler sicher sehr nützlich sein. Man wird wohl bald wieder von ihm hören.

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