Jeder gegen jeden im Schaltbau-Konzern
jh – Im Münchner Verkehrstechnikkonzern Schaltbau gibt es vor der Hauptversammlung an diesem Dienstag viel Streit zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Aktionären. Der Vorstandssprecher Dr. Jürgen Cammann greift über seine Beteiligungsgesellschaft Satora mit einem alternativen Wahlvorschlag das Aufsichtsratsmitglied Dr. Stefan Schmittmann an. Schmittmann, bis Ende 2015 Risikovorstand der Commerzbank, erklärt wohl deshalb, dass er für eine weitere Amtszeit als Aufsichtsrat nicht zur Verfügung steht. “Aus persönlichen Gründen”, heißt es in einer Stellungnahme des Kontrollgremiums.In der Schusslinie steht auch Hans Jakob Zimmermann, der Aufsichtsratsvorsitzende von Schaltbau. Der niederländische Investmentfonds Monolith ist gegen Zimmermanns Wiederwahl an diesem Dienstag. Monolith Duitsland ist mit einem Anteil von 6,9 % der drittgrößte Aktionär von Schaltbau und schlägt Helmut Meyer, den früheren Finanzvorstand der Deutz AG, als Gegenkandidaten vor. Zweitgrößter Aktionär ist die Familie Zimmermann mit 11,21 %. Die Familie von Vorstandschef Cammann hält über die Beteiligungsfirma Satora und privat 11,62 %.Der ganze Streit dreht sich offenbar um Elisabeth Prigge, den Finanzvorstand von Schaltbau. Ende dieses Monats wird sie das Unternehmen “im gegenseitigen Einvernehmen” verlassen. Schaltbau kündigte dies am vergangenen Freitag an (vgl. BZ vom 11. Juni). Prigge führt seit September 2012 das Finanzressort.Schmittmann gehört dem Personalausschuss des Aufsichtsrats an. “Es spricht vieles dafür, dass der Personalausschuss wiederholt Entscheidungen getroffen hat, bei denen sich zeigte, dass sie nicht im Interesse der Gesellschaft waren”, begründet Cammanns Satora ihren Wahlvorschlag für den in Zürich lebenden Geschäftsmann Peter Wick anstelle Schmittmanns.Der indirekt formulierte Vorwurf lautet, der Personalausschuss sei Anhaltspunkten nicht nachgegangen, dass den Kandidaten die notwendige Qualifikation gefehlt habe. Der Ausschuss hätte feststellen müssen, dass seine Auswahlkriterien unzureichend gewesen seien. “Dies hätte er dem Aufsichtsrat mitteilen müssen.” Zweifel am VorstandDagegen macht der niederländische Aktionär Monolith den Aufsichtsrat mit seinem Vorsitzenden Zimmermann verantwortlich für “die häufigen Wechsel des Finanzressorts und die mangelnde Qualität der Finanzberichterstattung”. Dies lasse “daran zweifeln, ob der Aufsichtsrat selbst über die notwendige Expertise für die Auswahl der richtigen Kandidaten für das Finanzressort und die gebotene beratende Überwachung des Finanzvorstands verfügt”.Monolith moniert, dass Schaltbau in den vergangenen zwei Jahren “gleich mehrere Gewinnwarnungen” veröffentlicht habe. Und es sei bezeichnend, dass für Schaltbau in den vergangenen fünf Jahren nacheinander drei Finanzvorstände tätig gewesen seien. Es stelle sich die Frage, “ob der Vorstand und insbesondere der Finanzvorstand hinreichende finanzielle Kenntnisse und die erforderliche Erfahrung für die Leitung eines börsennotierten Unternehmens haben”. Zudem kritisiert der Fonds, dass Zimmermann die vom Aufsichtsrat bestimmte Altersgrenze von 70 Jahren überschritten habe.In seiner Stellungnahme schlägt der Aufsichtsrat beide zur Wahl vor: Zimmermann und Meyer, den Gegenkandidaten von Monolith. Cammanns Vorschlag Wick ist nicht auf der Liste.