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Jonathan Hill wird konstruktiv

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 27.4.2017 Jonathan Hill (56) hat sich nicht in die Schmollecke zurĂŒckgezogen. Der ehemalige EU-Kommissar fĂŒr FinanzstabilitĂ€t, Finanzdienste und Kapitalmarkt hatte sein Amt zwar aus Frust ĂŒber das Votum...

Jonathan Hill wird konstruktiv

Von Andreas Hippin, LondonJonathan Hill (56) hat sich nicht in die Schmollecke zurĂŒckgezogen. Der ehemalige EU-Kommissar fĂŒr FinanzstabilitĂ€t, Finanzdienste und Kapitalmarkt hatte sein Amt zwar aus Frust ĂŒber das Votum der Briten fĂŒr den Brexit hingeschmissen. Anders als Ivan Rogers, der VorgĂ€nger Tim Barrows als stĂ€ndiger Vertreter Großbritanniens in BrĂŒssel, erging sich der Cambridge-Absolvent aber nicht in dĂŒsteren Prophezeiungen zu den Folgen der Entscheidung fĂŒr den Austritt. Stattdessen heuerte The Lord Hill of Oareford kurz darauf als Senior Adviser bei der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer an und ließ sich von Rupert Murdochs Verlagshaus, das “The Times” und “The Sunday Times” herausgibt, zu einem der Independent National Directors kĂŒren – mit freundlicher Genehmigung BrĂŒssels, obwohl der Kodex der EU-Kommissare eigentlich eine 18 Monate lange Karenzzeit vorsieht (vgl. BZ vom 30. MĂ€rz). Prosperity 2017Gestern fand in der County Hall zu Westminster die “Prosperity UK 2017 Conference” statt – eine Initiative, fĂŒr die sich Hill mit dem Vote-Leave-UnterstĂŒtzer Paul Marshall zusammengetan hat, um Euroskeptiker und ProeuropĂ€er zusammenzubringen. Marshall ist Chairman des Londoner Hedgefonds Marshall Wace, der 100 000 Pfund fĂŒr die Kampagne der Brexit-BefĂŒrworter gespendet hatte. Im Beirat der zur Organisation der Konferenz gegrĂŒndeten Gesellschaft finden sich zahlreiche City-GrĂ¶ĂŸen, darunter Barclays-Chef Jes Staley, Burberry-Chairman John Peace und Next-Chef Simon Wolfson, der auch als Chairman der proeuropĂ€ischen Denkfabrik Open Europe fungiert. Als Redner traten unter anderem HSBC-Chairman Douglas Flint, Jeff Sprecher, Chairman und CEO der Intercontinental Exchange, und Carolyn Fairbairn, die Chefin des Unternehmensverbandes CBI, auf. Hill galt schon immer als diskreter Problemlöser, der sein diplomatisches Geschick in erster Linie hinter den Kulissen einsetzt. Der gebĂŒrtige Londoner ist ein erfahrener Lobbyist, der als Berater des damaligen Premierministers John Major arbeitete, als der Vertrag von Maastricht ausgehandelt wurde. Davor war der Spindoktor fĂŒr den proeuropĂ€ischen konservativen Politiker Kenneth Clarke tĂ€tig. Hill kam von der Agentur Lowe Bell. Nach seinem Zwischenspiel in 10 Downing Street kehrte er in die PR-Branche zurĂŒck, zu Bell Pottinger. 1998 grĂŒndete er Quiller Consultants, die 2006 von der internationalen Agentur Huntsworth ĂŒbernommen wurde, zu der auch die PR-Marken Citigate und Grayling gehören.