Verwaltungsratspräsident von Julius Bär geht

Romeo Lacher als letztes Benko-Opfer

Julius Bär steht vor einem Führungswechsel: Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher zieht sich nach dem Benko-Debakel zurück. Ein neuer CEO leitet bereits ein neues Kapitel ein.

Romeo Lacher als letztes Benko-Opfer

Die Schweizer Vermögensverwaltungsbank Julius Bär hat mit Krediten an den gescheiterten Immobilienunternehmer René Benko viel Geld und vor einem Jahr auch ihren langjährigen CEO verloren. Jetzt räumt auch der Verwaltungsratspräsident das Feld. Romeo Lacher will sich der Aktionärsversammlung vom 10. April in Zürich nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Dabei könnte der 64-jährige Schweizer das Amt noch viele Jahre ausüben. Die Altersgrenze für Verwaltungsräte liegt bei Julius Bär bei 75 Jahren und die maximale Amtszeit ist auf 12 Jahre beschränkt. Lacher war erst 2019 in das Gremium gewählt worden.

Julius-Bär-Präsident Lacher als letztes Benko-Opfer

Von Daniel Zulauf, Zürich

Die Annahme, dass Lacher für seine Mitverantwortung am Benko-Debakel nun auch noch die persönlichen Konsequenzen zieht und den Aufsichtsratsposten deshalb einer noch nicht bekannten „externen“ Person überlassen will, ist naheliegend und wohl auch das richtige Signal an die Aktionäre. Immerhin hatte sich Benko mehr als 600 Mill. sfr von der im Geschäft mit Kommerzkrediten reichlich untererfahrenen Bank geborgt. Er bekam das Geld in etwa drei gleich großen Tranchen, die allesamt vom Verwaltungsrat abgenickt wurden.

Von dem Geschäft dürfte die Bank 500 Mill. sfr oder gut einen halben durchschnittlichen Jahresgewinn für immer verloren haben. In der aktuellen Medienmitteilung stellt Julius Bär allerdings keine explizite Verbindung zu dem Debakel her. Stattdessen heißt es, die Bank habe mit dem Antritt des neuen CEO Stefan Bollinger Anfang des Jahres ein neues Kapitel aufgeschlagen. „Es ist ein guter Zeitpunkt für diesen Wechsel auf Stufe des Verwaltungsrats“, lässt sich Lacher zitieren.

Die letzte Runde

Sicher war die dauerhafte Nachbesetzung der CEO-Position Lachers letzte und vielleicht auch wichtigste Aufgabe. Im Februar 2024, mitten im Kritikhagel der Investoren, hatte er sich „hoch motiviert“ gezeigt, noch einmal zur Wiederwahl anzutreten. Viele Beobachter ahnten freilich schon damals, dass es Lachers letzte Runde sein würde.

Die Runde mutierte zu einem Marathon. Denn der CEO-Posten blieb fast ein Jahr lang nur interimistisch besetzt. Und wie es scheint, war Stefan Bollinger auch nicht die einzige Option.So gingen im Mai 2024 Gerüchte über Fusionsgespräche zwischen Julius Bär und der benachbarten Konkurrentin EFG durch die Medien. EFG ist zwar kleiner als Julius Bär, wächst aber seit einiger Zeit deutlich dynamischer. In der Person von Giorgio Pradelli hat EFG auch einen CEO, auf den auch Lacher ein Auge geworfen haben soll. Vom Versuch eines Befreiungsschlages war die Rede, nachdem die Julius-Bär-Aktien im Zuge der Kreditverluste Wert und die Bankführung viel Vertrauen eingebüßt hatten.

Entscheidung spätestens im März

Als Grund, weshalb die mutmaßliche Transaktion am Ende doch nicht zustande kam, wird gemunkelt, die EFG-Großaktionäre hätten einen zu hohen Preis verlangt. Fakt ist, dass Julius Bär seit 15 Jahren nicht mehr in der Lage ist, den eigenen Börsenwert im Gleichschritt mit der Zunahme der verwalteten Kundenvermögen ansteigen zu lassen.

Dahinter verbirgt sich das Problem einer laufend schrumpfenden Gewinnmarge im Private Banking. Spätestens Ende März wird Julius Bär bekanntgeben, mit welcher Person an der Spitze des Verwaltungsrats die Bank diese und andere Herausforderungen angehen will. Die Inkaufnahme übermäßiger Risiken à la Benko sind keine Option mehr.

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