Vorstand

Karl von Rohr kündigt Rückzug von der Deutschen Bank an

Lange wurde spekuliert, dass der Aufsichtsrat der Deutschen Bank mit Karl von Rohrs Umgang mit dem Greenwashing-Skandal der DWS unzufrieden ist. Nun hat er angekündigt, dass er seinen Vorstandsvertrag nicht verlängern will.

Karl von Rohr kündigt Rückzug von der Deutschen Bank an

Karl von Rohr kehrt Deutscher Bank den Rücken

lee Frankfurt
Von Anna Sleegers, Frankfurt

Karl von Rohr ist seinem Arbeitgeber zuvorgekommen. Bevor sich der Aufsichtsrat der Deutschen Bank mit der Frage nach einer Verlängerung seines Vorstandsvertrags beschäftigen konnte, teilte der 57-jährige dem Gremium mit, dass er nach dem vorgesehenen Ende am 31. Oktober dafür nicht mehr zur Verfügung steht. Ob er sich gewünscht hätte, dass das Kontrollgremium den Spekulationen über die Kritik an seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender der wegen Greenwashing-Vorwürfen unter Beschuss stehenden Fondstochter DWS durch eine vorzeitige Vertragsverlängerung beendet, kann nur Rohr selbst beantworten.

Neue Kandidatur erbeten

Dagegen scheint jedoch eine Ad-hoc-Mitteilung zu sprechen, die von der Fondstochter kurz nach der Bekanntgabe seiner Rückzugspläne veröffentlicht wurde. Karl von Rohr habe die DWS darüber informiert, dass er auch den DWS-Aufsichtsratsvorsitz niederlegen wolle, wenn sein Engagement bei der Deutschen Bank ausläuft, ist darin zu lesen. Die These des ihm womöglich nahegelegten Rückzugs konterkariert der nächste Satz: “Gleichzeitig hat die Deutsche Bank ihn gebeten, bei der diesjährigen Hauptversammlung der DWS am 15. Juni erneut für den Aufsichtsrat zu kandidieren und für die volle reguläre Amtszeit Mitglied des Gremiums zu bleiben.”

Rohr arbeitet seit 1997 bei der Deutschen Bank und rückte 2015 in den Vorstand auf, drei Jahre später wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden befördert. Neben der Vermögensverwaltung verantwortet er die Privatkundenbank. Davor und teilweise überlappend hat Rohr als Arbeitsdirektor der Deutschen Bank bis November 2019 Personalthemen betreut. In dieser Funktion führte er für die damalige Tarifgemeinschaft des Arbeitgeberverband (AGV) des privaten Bankengewerbes und den Verband der Öffentlichen Banken (VÖB) mehrere Tarifrunden mit den Gewerkschaftsvertretern.

Rechtsrisiken deutlich reduziert

Von 2015 bis 2020 zeichnete der Jurist zudem für die Bereiche Recht und Governance verantwortlich. In dieser Zeit gelang es Rohr, die Rechtsrisiken der Deutschen Bank deutlich zurückzufahren, wie man ihm intern zugute hält. Die dafür gebildeten Rückstellungen schrumpften binnen fünf Jahren von 7 auf 1 Mrd. Euro.

Bescheinigt wird dem jovial auftretenden Manager intern zudem ein wesentlicher Beitrag zur erfolgreichen Repositionierung der Deutschen Bank. Er will seine derzeitigen Funktionen bis zum Vertragsende ausfüllen, über die Nachfolge werde in Kürze informiert.