Karlspreis geht an Papst Franziskus
fed – So ganz ungewöhnlich ist es nicht, dass die höchste Auszeichnung für europäisches Engagement, der Internationale Karlspreis zu Aachen, an einen Kirchenmann geht. Andrea Riccardi hat ihn 2009 erhalten, der Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio – und 1989 auch Frère Roger, der Prior der Bruderschaft von Taizé. Und sogar ein Papst ist bereits einmal gekürt worden. Johannes Paul II. bekam 2004 einen außerordentlichen Karlspreis verliehen – übrigens ebenfalls nicht in Aachen, sondern im Vatikan. Dort wird an diesem Freitag auch die feierliche Zeremonie für Papst Franziskus stattfinden, dem Karlspreisträger 2016. Flüchtlingskrise im FokusIn den vergangenen Jahren spiegelte sich in der Auswahl der Preisträger wider, dass die EU maßgeblich von der Staatsschuldenkrise herausgefordert wurde: Im Zentrum der Reden und Diskussionen anlässlich der Festakte für Jean Claude Trichet, Wolfgang Schäuble, Dalia Grybauskaite oder auch Herman Van Rompuy standen Überlegungen für die institutionelle Weiterentwicklung der Währungsunion. Manchem noch im Gedächtnis dürfte der in Aachen erstmals öffentlich diskutierte Vorschlag eines europäischen Schatzamts sein.Dieses Jahr steht – kaum verwunderlich – ein anderes Thema im Zentrum, nämlich die Flüchtlingskrise. In der Begründung der Entscheidung für Papst Franziskus erinnert das Karlspreis-Direktorium an die “auf unsere christlich-jüdischen Wurzeln basierenden Werte”. Die EU habe in den vergangenen Jahrzehnten nicht bloß als wohlständige Region, sondern mehr noch als Wertegemeinschaft anziehend auf Staaten gewirkt – auf Spanien nach dem Franquismus, auf Griechenland nach der Überwindung der Militärdiktatur oder auch auf die osteuropäischen Länder nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Nun, in Zeiten des Vertrauensverlustes in das gemeinsame Europa, gehe von Franziskus eine Botschaft der Hoffnung aus. Zudem stelle er mit seinem Engagement bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise – seine Reise nach Lampedusa, die Aufnahme syrischer Familien im Vatikan – ein Vorbild dar.