Kasper Rorsted schafft Blitzstart
Von Peter Olsen, FrankfurtKlar, an Dieter Zetsche als angesehenstem deutschen Unternehmenslenker führt kein Weg vorbei. Auch Harald Krüger von BMW hat auf Rang 2 noch üppigen Vorsprung. Aber nach diesen beiden Image-Überfliegern kommt als Blitzstarter gleich Kasper Rorsted, der beim fränkischen Sportartikelkonzern Adidas gerade den langjährigen Chef Herbert Hainer abgelöst hat. Das ist jedenfalls das Ergebnis der halbjährlichen Studie “Das Image von Unternehmensführern bei Wirtschaftsjournalisten” des Wirtschaftsforschungsinstituts Dr. Doeblin. An der Umfrage nahmen vom 30. November bis 5. Dezember 90 Wirtschaftsjournalisten teil.Rorsteds Einstiegsplatzierung ist umso bemerkenswerter, als sich sein Vorgänger Hainer in Herzogenaurach ein halbes Jahr zuvor selbst noch von Rang 7 auf Rang 5 verbessern konnte. Die Wertschätzung von Adidas drückte sich im vergangenen Jahr im Dax schon mit dem größten Kursgewinn von 67 % binnen Jahresfrist aus. Und dem von Henkel kommenden 54-jährigen Dänen wird offenbar zugetraut, diese Erfolge noch auszubauen. Dabei wird er sich wohl vor allem daran messen lassen, ob es ihm gelingen wird, die kriselnde US-Tochtermarke Reebok endlich auf Kurs zu bringen. Ein entsprechendes Fitnessprogramm kündigte er im November an. Er habe bei Henkel bewiesen, was er kann, “und das wird er bei Adidas weiterführen”, heißt es in der Umfrage.Dem Blitzstart Rorsteds verdankt es Siemens-Lenker Joe Kaeser, dass er trotz insgesamt höherer Zustimmungswerte insbesondere bezüglich seines strategischen Weitblicks um einen Platz auf Rang 4 leicht abrutschte. Aber das Vertrauen in ihn nimmt zu. Ihm wird bestätigt, “beharrlich in seinen Bemühungen für eine Neuaufstellung des Konzerns” zu sorgen.Trotz nach wie vor ausstehender Erfolge bezüglich der Beilegung der Tarifauseinandersetzungen mit den in der Vereinigung Cockpit organisierten Piloten hält sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Ansehen weiter vorne. Da gilt auch für Frank Appel von der Deutschen Post, Timotheus Höttges von der Deutschen Telekom und Bill McDermott von SAP. Auch Bahnchef Rüdiger Grube kommt auf nach wie vor hohe Reputationswerte.Beeindruckend ist der Sprung von Deutsche-Bank-Chef John Cryan im Ansehen bei den Wirtschaftsjournalisten von Rang 14 auf Platz 8. Offenbar wird zunehmend anerkannt, dass Cryan bei dem Spitzeninstitut “mit großer Energie” aufräumt. Mit seinen unprätentiösen Umgangsformen habe er auch dafür gesorgt, dass die Deutsche Bank “etwas an Arroganz verloren hat”. Müllers NachholbedarfDeutliches Aufholpotenzial hat Matthias Müller als Chef des in der Stückzahl weltgrößten Automobilkonzerns Volkswagen. Seine Bewertung hinsichtlich Kompetenz und Persönlichkeit, Sympathie, offener Umgang mit den Medien und strategischer Weitblick reichte nur für Rang 17. Seine 44 Punkte liegen meilenweit hinter dem Spitzenwert von Daimler-Chef Zetsche zurück. “Dr. Z” baute seine Punktebilanz auf 245 noch weiter aus. 2016 konnte Mercedes den Erzrivalen BMW wieder als global führenden Anbieter von Premiumfahrzeugen ablösen – früher als in Stuttgart ursprünglich geplant und getragen von einem erfolgreichen Modellfeuerwerk sowie überdurchschnittlich hohen Verkaufserfolgen in China.BMW-Chef Krüger muss das nicht allzu sehr grämen, denn in den vergangenen sechs Monaten ist sein Ansehen deutlicher als das von Zetsche gestiegen und hat ihm 167 Punkte beschert – 50 mehr als im Sommer 2016. Krüger gilt als Manager, der BMW “ambitioniert und entschlossen” und dabei “konsequenter als mancher Wettbewerber in Richtung E-Mobilität treibt”. Dabei ist für den Manager Elektromobilität kein Sprint, sondern ein Marathon, wie er gerade im Interview der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 31. 12. 2016) sagte.