Lars Fruergaard Jørgensen

Haferflocken statt Abnehmspritzen

Der Chef von Novo Nordisk, Lars Fruergaard Jørgensen, hat aus dem dänischen Pharmakonzern das wertvollste Unternehmen Europas geschmiedet.

Haferflocken statt Abnehmspritzen

Haferflocken statt Abnehmspritzen

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Kürzlich bekam Lars Fruergaard Jørgensen Post von Bernie Sanders. „Helfen Sie dem amerikanischen Volk im Kampf gegen die Fettsucht- und Diabetes-Epidemie in unserem Land“ appellierte der US-Senator an den Chef des Pharmakonzerns Novo Nordisk. Die Rede war von extrem hohen Preisen für die Abnehmspritze Wegovy, durch die US-Krankenversicherungen in den Ruin getrieben und zudem unzureichend versicherte Amerikaner von der Nutzung des Präperats ausgeschlossen würden. In den USA, so Sanders, seien die Medikamente des dänischen Pharmakonzerns – Wegovy und das identische Diapetes-Präparat Ozempic – um ein Vielfaches teurer als in anderen Ländern. Flugs war in Diskussionen von „Raubtier-Preissetzung“ die Rede, weil Novo Nordisk sein Monopol nutze, so lange es Bestand hat, um den maximalen Profit zu erwirtschaften.

Fürstliches Gehalt

Und Profit wird unter der Ägide von Präsident und CEO Fruergard Jørgensen (57)  fürwahr erwirtschaftet. Die nicht nur in den USA grassierende Fettsucht-Epidemie beschert dem dänischen Pharmakonzern Quartal für Quartal Rekordzahlen, an der Börse hat das Unternehmen im vergangenen Herbst den Luxuskonzern LVMH als wertvollste Firma in Europa abgelöst. Die Marktkapitalisierung von Novo Nordisk liegt derzeit bei 436 Mrd. Euro. Das vom Heimatland Dänemark erwartete BIP-Plus von 2,4% im laufenden Jahr wird zur Hälfte dem Erfolg von Novo Nordisk zugeschrieben.  Zwischen 2020 und 2023 wurde das Nettoergebnis des Pharmakonzerns von 42 Mrd. dän. Kronen (5,6 Mrd. Euro) auf knapp 84 Mrd. Kronen verdoppelt, die Netto-Marge erreichte im vergangenen Jahr 36%. Als Chef des Unternehmens, das von einer riesigen Nachfrage profitiert, verdient auch Fruergaard Jørgensen fürstlich. Im vergangenen Jahr kamen inklusive variable Vergütung 8,1 Mill. Euro zusammen.

Konkurrenz schläft nicht

Nur auf die Präperate gegen Fettsucht setzen, will Novo Nordisk indes nicht. In diesem Frühjahr wurde bekannt, dass die Dänen sich das Start-up Cardior Pharmaceuticals aus Hannover einverleiben. Der Kaufpreis beläuft sich auf mehr als 1 Mrd. Euro. Mit dieser Übernahme will Fruergaard Jørgensen die Position des Konzerns im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärken. Auch um sich für künftige Zeiten zu wappnen, wenn der Gegenwind zunimmt. Etwa, weil alleine in China gegenwärtig mindestens 15 Generika-Versionen für die Ergebnisbringer Ozempic und Wegovy in Entwicklung sind, wie Reuters kürzlich aus klinischen Studienregistern herauslas. Dabei setzt Novo Nordisk große Hoffnungen in den chinesischen Markt, allerdings läuft das Patent für den in den Medikamenten benutzen Wirkstoff Semaglutid schon 2026 aus.

Fruergaard Jørgensen, der die dänische Firma seit Anfang 2017 führt, ist bereits seit über 30 Jahren bei Novo Nordisk beschäftigt. 1991 trat er hier seinen ersten Job nach dem BWL-Studium an. Aufgewachsen ist der fast 2m große Jørgensen auf einem Bauernhof, auf dem seine Eltern Rinder und Schweine züchteten. Dort halfen er und seine drei Schwestern am Wochenende und in den Schulferien aus. Noch heute lebt der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern auf dem Land, in einem Vorort von Kopenhagen.

Sportlich unterwegs

Der drahtige Novo Nordisk-Chef selbst dürfte keine persönlichen Erfahrungen mit Fettsucht haben, er achtet auf gesunde Ernährung und treibt in seiner vermutlich knapp bemessenen Freizeit Sport – Kajakfahren, Tennis, Radfahren und Gartenarbeiten stehen auf dem Programm. Bei seinem Frühstück hat der Pharma-Chef eine ganz besondere Vorliebe, wie er „The Times“ vergangenes Jahr im Interview verriet: „Eine Schüssel Overnight Oats“ also Haferflocken, die mit Milch oder Wasser angerührt und über Nacht stehen gelassen werden - sehr kalorienarm. Zum Mittagessen mag der 57-Jährige diesem Interview zufolge Roggenbrot und Hering, am Abend etwas „ähnlich Gesundes“.

Ob Bernie Sanders´Appell an Fruergaard Jørgensen fruchtet, ist nicht überliefert. Indes betont der Pharmamanager stets, gerade im Kampf gegen Diabetes und Fettsucht gehe es nicht alleine um Profit. „Wenn unser Geschäft weiterhin wächst, dann wächst auch unsere Rolle in der Gesellschaft“, ließ sich Konzernchef dementsprechend im Geschäftsbericht 2023 zitieren.

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