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Kein Herz für Covid-Daheimbleiber

hip - Charlie Mullins (67) hat bereits 30 Mitarbeiter entlassen, die trotz Lockerung der Covid-19-Vorgaben durch die britische Regierung nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren wollten. "Ich bin nicht bereit, zu einer Kultur beizutragen, in der Leute...

Kein Herz für Covid-Daheimbleiber

hip – Charlie Mullins (67) hat bereits 30 Mitarbeiter entlassen, die trotz Lockerung der Covid-19-Vorgaben durch die britische Regierung nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren wollten. “Ich bin nicht bereit, zu einer Kultur beizutragen, in der Leute zu Hause sitzen und nichts tun”, schrieb der Gründer von Pimlico Plumbers in einem Gastbeitrag für die “Daily Mail”. Er habe alle Entschuldigungen dafür schon einmal gehört. Die einen hätten Angst, sich mit Covid-19 zu infizieren. Die anderen machten sich Sorgen um ältere Verwandte, die sich von der Außenwelt isolieren. Er wolle diejenigen nicht wiederhaben, die das Ende der Lohnsubventionierungsmaßnahmen der Regierung im Oktober abwarten wollen. Das sei nicht herzlos, sondern realistisch. “Wenn wir nicht alle wieder an die Arbeit gehen, stehen wir vor einer wirtschaftlichen Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes”, lautet sein Argument. Darunter hätten die Schwächsten am meisten zu leiden.Mullins schwänzte häufig die Schule, um ein bisschen Geld zu verdienen. Er verließ sie mit 15 ohne Abschluss und lernte sein Handwerk bei einem Klempner, bei dem er schon vorher ausgeholfen hatte. Der Sohn eines Fabrikarbeiters und einer Putzfrau hatte einen Werkzeugkoffer und einen gebrauchten Lieferwagen, als er seine eigene Firma 1979 im Keller eines Immobilienmaklers im Londoner Stadtteil Pimlico an den Start brachte, der ihm zuvor schon den einen oder anderen Auftrag verschafft hatte. Seine Geschichte entspricht so ganz dem amerikanischen Traum – vom Tellerwäscher zum Millionär. Mullins ist dabei bodenständig geblieben. Er liebt seinen Bentley Mulsanne. Für einen seltenen Ferrari 10 Mill. Pfund auszugeben, kommt ihm nach eigenem Bekunden nicht in den Sinn. Seine Vorstellung von einem Luxusurlaub ist es, in Dubai in der Sonne zu liegen. Wie Boris Johnson hat der Tory-Parteispender seine Frisur, die an Rod Stewart erinnert, zum Erkennungszeichen gemacht. Nach ein paar geschickt platzierten Fernsehauftritten war der erklärte Brexit-Gegner im ganzen Land als Selfmademan bekannt.Pimlico Plumbers ist schon lange kein Handwerksbetrieb mehr, sondern eine Plattform, die Handwerker vermittelt. Unter dem Namen Pimlico sind mittlerweile auch Elektriker, Schreiner und andere Fachleute in den rund 300 blauen Lieferwagen des Unternehmens unterwegs. Zu den Kunden zählen bekannte Namen wie Richard Branson, Keira Knightley und Daniel Craig. Billig sind seine Dienste nicht, doch kann man sich darauf verlassen, dass bei einem Rohrbruch jemand kommt und den Schaden behebt. Auch sonst bietet ein Anruf im Call-Center die Gewähr, dass auch wirklich jemand kommt. Wer auf Handwerker angewiesen ist, weiß das zu schätzen. Dabei ist Pimlico streng genommen kein Unternehmen der Gig Economy wie etwa der Fahrdienst Uber oder der Bringdienst Deliveroo. Die Handwerker, die von der Plattform an Kunden vermittelt werden, verdienen deutlich mehr als die Pizzaboten, die sich auf ihren Fahrrädern abstrampeln. Dennoch klagten einige auf Anerkennung als reguläre Arbeitnehmer von Pimlico.Im Februar gab Mullins die Führung des Geschäfts an seinen Sohn Scott ab. Auf die “Rich List 2020” schaffte er es mit seinem auf 70 Mill. Pfund geschätzten Vermögen zwar nicht, doch ist er der mit Abstand reichste Klempner des Vereinigten Königreichs.