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Kerkloh und Titzrath im Aufsichtsrat der Lufthansa

Von Heidi Rohde, Frankfurt Börsen-Zeitung, 29.8.2020 Die Entsendung zweier Vertreter des Bundes in den Lufthansa-Aufsichtsrat (AR) ist unter Dach und Fach. Wie die Lufthansa mitteilt, stimmt die Bundesregierung den von Chefaufseher Karl-Ludwig Kley...

Kerkloh und Titzrath im Aufsichtsrat der Lufthansa

Von Heidi Rohde, FrankfurtDie Entsendung zweier Vertreter des Bundes in den Lufthansa-Aufsichtsrat (AR) ist unter Dach und Fach. Wie die Lufthansa mitteilt, stimmt die Bundesregierung den von Chefaufseher Karl-Ludwig Kley ausgewählten Kandidaten zu. Dabei handelt es sich, wie zuvor kolportiert wurde, um den langjährigen Chef des Münchner Flughafens Michael Kerkloh sowie um Angela Titzrath, die die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) führt. Kley war als Teil der umfangreichen Vereinbarungen zum Lufthansa-Rettungspaket von Berlin ein Vorschlagsrecht für die Auswahl der beiden Bundesvertreter im Aufsichtsrat zugestanden worden.Damit kam die Regierung dem Konzern entgegen, dessen Führung sich zuvor gegen die Aufsichtsratsmandate für den Bund gesträubt hatte. In der auch politisch umstrittenen Frage nach einer Einflussnahme des Bundes auf die Führung der Lufthansa setzte sich am Ende das Finanzministerium durch. Olaf Scholz (SPD) und Staatssekretär Jörg Kukies wollen angesichts der Milliarden, die der Steuerzahler in die Lufthansa pumpt, um sie durch die Coronakrise zu bringen, auf eine Präsenz des Staates im Aufsichtsrat nicht verzichten.Die Kandidatenwahl setzt gemäß politischen Vorgaben ein Zeichen in der Governance, indem ein Mandat an eine qualifizierte Frau geht. Darüber hinaus gewinnt die Lufthansa zwei ausgewiesene Verkehrsexperten als Aufseher, auf deren Expertise sich der Vorstand im Krisenmanagement stützen kann. Konzernchef Carsten Spohr und auch Großaktionär Heinz Hermann Thiele hatten zunächst befürchtet, dass der Bund zwei Regierungsbeamte ohne entsprechende Branchen- und Managementkompetenz entsenden könnte. BranchenveteranDemgegenüber besteht an Kerklohs Branchenerfahrung jedenfalls kein Zweifel. Der 67-Jährige war 18 Jahre Chef der Flughafen München GmbH und als solcher ein enger Geschäftspartner der Lufthansa, die diese zweite Hub-Basis über Jahre immer weiter ausgebaut und als Konkurrenz zum Rhein-Main-Flughafen eingesetzt hat. Wenn es zwischen Lufthansa und Fraport zu Verstimmungen über hohe Kosten am Standort Frankfurt kam, drohte Europas führende Fluggesellschaft gern mit einer weiteren Stärkung der Basis in München. Kerkloh kann mit einem tiefen Verständnis für die Luftfahrt punkten, zumal er seine Karriere in der Branche schon 1987 am Frankfurter Flughafen startete. Bevor er nach München wechselte, leitete der aus dem nordrhein-westfälischen Ahlen stammende promovierte Volkswirt den Airport Hamburg.Dort steht Angela Titzrath seit 2017 an der Spitze der HHLA, deren Geschäfte durch die Coronakrise nicht ganz so dramatisch betroffen sind wie die der Lufthansa, die aber naturgemäß auch mit Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen hat. Die 54-jährige Managerin, die rund 20 Jahre in verschiedenen Positionen bei Daimler tätig war, kam nach einer Zwischenstation bei der Deutschen Post DHL nach Hamburg. Neben ihrer Wirtschafts- und Verkehrsexpertise kann Titzrath besondere Kommunikationsfähigkeiten aufbieten. Sie spricht fünf Sprachen neben ihrer deutschen Muttersprache: Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch.Titzrath und Kerkloh sollen zeitnah gerichtlich zu neuen Mitgliedern des Aufsichtsrats bestellt werden. Sie rücken nach für Monika Ribar und Martin Koehler. Ribar gehörte dem Aufsichtsgremium seit 2014 an, Koehler schon seit 2010. Er hätte nach Ablauf seines Mandats 2023 nicht wiedergewählt werden dürfen. Kley dankte beiden “für ihre langjährige und engagierte Mitarbeit im Aufsichtsrat”. Kürzlich aufgemischtDer Aufsichtsrat der Kranichlinie ist damit binnen kurzer Zeit schon reichlich aufgemischt worden. Erst Anfang Mai waren bei der regulären Hauptversammlung vier Mitglieder ausgeschieden. Neu ins Gremium rückten der frühere IBM-Topmanager Erich Clementi, Ex-Airbus-Chef Thomas Enders, Harald Krüger, bis vor kurzem Chef von BMW, und Axa-Vorständin Astrid Stange ein. Verlängert wurde das auslaufende Mandat von Fresenius-Chef Stephan Sturm. Henkel-CEO Carsten Knobel und die Amerikanerin Miriam Sapiro vervollständigen die Kapitalseite neben AR-Chef Kley. Thiele hat vorläufig keinen Vertreter im Aufsichtsrat.