Keyence-Gründer Takizaki wird reichster Japaner
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Wechsel an der Spitze der japanischen Reichenliste: Der Gründer und Ehrenvorsitzende des Sensorenherstellers Keyence, Takemitsu Takizaki (76), zieht erstmals am Gründer und Präsidenten des größten Textileinzelhändlers Fast Retailing (Hauptmarke Uniqlo), Tadashi Yanai (72), vorbei. Im Milliardärsranking von Bloomberg belegte Takizaki am Montag mit 37,4 Mrd. Dollar weltweit den 36. Platz. Yanai folgte mit 35,8 Mrd. Dollar direkt dahinter. Der weitaus bekanntere Softbank-Chef Masayoshi Son steht mit 24,4 Mrd. Dollar in Japan nur noch an dritter Stelle und weltweit auf Rang 63.
Nach zwei Insolvenzen gründete Takizaki, der nur einen Oberschulabschluss besitzt, mit drei Mitarbeitern 1974 das Unternehmen Lead Electric, das er zwölf Jahre später in Keyence umbenannte, eine Verkürzung von „Key of Science“. Der Börsengang erfolgte 1987. Takizaki trat 2015 als Chairman zurück, heute hält er noch 21% der Anteile.
Aufstieg in Nikkei 225
Verschiedene Faktoren erklären seinen unerwarteten Aufstieg. Erstens profitiert Keyence von der Pandemie und der Alterung der Erwerbstätigen in Japan. Beide Trends zwingen industrielle Hersteller zur Automatisierung. Keyence stellt Sensoren und Messinstrumente für die Automatisierung her. Zu den Bestsellern zählt ein Sensor, der die Länge und Winkel von fertigen Produkten prüft. Dadurch brauchen die Hersteller weniger Inspektoren.
Zweitens gehört Keyence neben Nintendo und Murata Manufacturing zu den drei Unternehmen, die am 1. Oktober in den Leitindex Nikkei 225 aufsteigen. Dadurch sind die Anbieter von Aktienindexfonds gezwungen, Keyence-Titel zu erwerben. Drittens kommt die extrem hohe Gewinnmarge von zuletzt über 50% bei den Anlegern gut an. Keyence konzentriert sich auf Entwicklung und Vertrieb und lagert die eigene Produktion aus. Aufgrund dieser Entwicklungen hat sich der Aktienkurs seit Anfang 2020 fast verdoppelt. Mit einer Marktkapitalisierung von 17,9 Bill. Yen (139 Mrd. Euro) liegt das Unternehmen in Japan nun an zweiter Stelle, übertroffen nur von Toyota. Dagegen litten die Anteile von Fast Retailing unter den Maßnahmen gegen Covid-19, die den Einzelhandel beschränkten.
Doch Analysten zweifeln an der Nachhaltigkeit der Kursavancen. Das laufende Kurs-Gewinn-Verhältnis von 78 liegt weit jenseits der Bewertung von Wettbewerbern wie dem Automatisierungsspezialisten Omron und dem Industrieroboterhersteller Fanuc. Auch die relative Abhängigkeit von Japan mit einem Umsatzanteil von über 40% weckt Bedenken. Denn international trifft Keyence auf fest etablierte Rivalen wie ABB, Rockwell und Honeywell.