Fördergeschäft

KfW zaubert neue Inlandschefin aus dem Hut

Die ehemalige ING-Managerin Katharina Herrmann übernimmt ab sofort das Inlandsressort der KfW. Bis sie sich als Führungskraft voll entfalten kann, muss sie allerdings im Konzern noch einige Runden drehen.

KfW zaubert neue Inlandschefin aus dem Hut

Von Jan Schrader, Frankfurt

Für die Förderbank KfW kann es nicht schnell genug gehen: Bereits am Freitag, so entschied der politisch besetzte Verwaltungsrat am Mittwochnachmittag, darf Katharina Herrmann (53) als neue Verantwortliche des Inlandsressorts loslegen. Die ehemalige Managerin der niederländischen ING startet wie vielfach üblich zunächst als Generalbevollmächtigte und soll dann ab April 2023 für zunächst drei Jahre formal als Vorstandsmitglied bestellt werden. Die gebürtige Wiesbadenerin folgt auf Ingrid Hengster, die der KfW im vergangenen Jahr den Rücken kehrte und heute als Deutschlandchefin und Global Chairman für Investment Banking der britischen Großbank Barclays auftritt.

Pflichtrunden voraus

Als designierte Chefin des Inlandsressorts wird Herrmann absehbar zu den einflussreichsten Managerinnen der deutschen Kreditwirtschaft gehören. Allein im vergangenen Jahr sagte die Kreditanstalt im Inland 83 Mrd. Euro zu, ein enger Austausch mit der Bundesregierung gehört zum Aufgabenprofil. Doch ehe sich Herrmann als Führungskraft voll entfalten kann, steht ihr im ersten Jahr als Generalbevollmächtigte ein Praxistest bevor: Als Bereichs­leiterin wird sie mit direkter Berichtslinie an den Vorstand jeweils für drei Monate durch verschiedene Geschäftsbereiche ziehen. Im Kreditrisikomanagement berichtet sie somit an den zuständigen Risikovorstand Stefan Peiß, in den Marktabteilungen des Export- und Projektfinanzierers KfW Ipex-Bank untersteht sie dem Ressort von Christiane Laibach, während sie in den Inlands­segmenten „Individualfinanzierung & Öffentliche Kunden“ und „Mittelstandsbank & Private Kunden“ an KfW-Chef Stefan Wintels berichtet. Im Führungsgremium der Bank rückt Herrmann nach ihrem ersten Jahr außerdem an die Seite von IT-Vorstand Melanie Kehr und Finanzvorstand Bernd Loewen.

Bereits jetzt schreibt Bankchef Wintels der neuen Managerin eine besondere Aufgabe zu: Herrmann soll die Kreditanstalt zu einer „digitalen Transformations- und Förderbank“ weiterentwickeln, schreibt er an die Belegschaft. Das passt zum Lebenslauf: Für den ING-Konzern führte sie von 2018 bis 2020 die wohlklingende Funktion als „Global Head of Platforms and Beyond Banking“ in Amsterdam aus. Dabei gehört sie formal zur deutschen ING AG, in ihrer Funktion wurde sie aber in die Zentrale nach Amsterdam entsendet. Außerdem war sie von 2018 bis 2021 „Head of Platforms and New Business“ in Frankfurt.

Für die deutsche ING, die damals noch als ING-DiBa auftrat, war sie von 2011 bis 2017 als Mitglied im Vorstand im Einsatz, davor zuletzt als Geschäftsführerin der Direktbank in Österreich. Bei der Nassauischen Sparkasse (Naspa) absolvierte sie in jungen Jahren ihre Ausbildung, ehe sie in Wiesbaden und in Nottingham Betriebswirtschaft studierte und zeitweilig erneut bei der Naspa und dann bei der Commerzbank als Marketing-Spezialistin anfing. „Ich freue mich unglaublich auf die Aufgabe bei der KfW und über das mir entgegengebrachte Vertrauen“, schreibt sie den Beschäftigten. Kurz nach den Osterferien wird sie sich der Belegschaft über ein Interview vorstellen.

Die Liste der potenziellen Aufgaben in den kommenden Jahren ist lang: Die KfW muss nach dem verkorksten Stopp der Energieeffizienz-Programme im Januar die Hilfen neu ordnen, den Ausbau des Wagniskapital-Segments der Tochter KfW Capital in den Blick nehmen und etliche politische Vorhaben begleiten. Der Ukraine-Krieg und die Folgen für Energie- und Rohstoffpreise könnten ein weiteres Thema auf Herrmanns Schreibtisch sein.

Ihre Vorgängerin Hengster verließ die Bank, nachdem sie zuvor über Monate hinweg als mögliche Kandidatin für den Vorstandsvorsitz im Gespräch war, ehe der heutige Chef Stefan Wintels zum Zug kam. Anders als damals, als der Name des heutigen Bankchefs bereits einige Wochen vor der formalen Entscheidung des Verwaltungsrats durchsickerte, hielten die Verantwortlichen diesmal bis kurz vor der Verkündung dicht.

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