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Konflikt von Uber-Gründer mit Investor eskaliert

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 12.8.2017 Die Führungskrise beim US-Fahrdienstvermittler Uber hat die nächste Eskalationsstufe erreicht. Benchmark Capital, einer der ersten und einflussreichsten Investoren bei dem 2009 gegründeten...

Konflikt von Uber-Gründer mit Investor eskaliert

Von Stefan Paravicini, New YorkDie Führungskrise beim US-Fahrdienstvermittler Uber hat die nächste Eskalationsstufe erreicht. Benchmark Capital, einer der ersten und einflussreichsten Investoren bei dem 2009 gegründeten Unternehmen, hat vor einem Gericht im Bundesstaat Delaware eine Klage gegen Uber-Gründer und Ex-CEO Travis Kalanick eingereicht. Die Venture-Capital-Gesellschaft will den Rauswurf des Gründers aus dem Board erzwingen. Erst im Juni war Kalanick auf Druck von Investoren als CEO von Uber zurückgetreten. Auch damals führte Benchmark, die rund 13 % der Anteile an dem zuletzt mit rund 70 Mrd. Dollar bewerteten Start-up hält, die Palastrevolte an.Die Klageschrift sei “voller Lügen und falscher Behauptungen”, erklärte ein Sprecher von Kalanick. Benchmark wirft dem Uber-Gründer vor, als Uber-Chef gegenüber dem Aufsichtsrat Fehlverhalten im Unternehmen verschwiegen zu haben. Kalanick habe außerdem durch “Intrigen” im vergangenen Jahr für drei zusätzliche Posten im Aufsichtsrat gesorgt, um seine Macht zu sichern.Die Klage ist der vorläufige Höhepunkt in einem lange schwelenden und in diesem Jahr eskalierten Konflikt zwischen Kalanick (40) und einem seiner frühesten Fans, Benchmark-Partner Bill Gurley (49). Der Investor war als einer der ersten Risikokapitalgeber bei Uber mit an Bord, gehörte über Jahre zu den engsten Beratern des Uber-Gründers im Board und war federführend an vielen wichtigen Personalentscheidungen des Unternehmens beteiligt. In den vergangenen Monaten hat das Verhältnis zwischen Gurley und Kalanick, der nicht nur mit seinem aggressiven Führungsstil auch in der Öffentlichkeit immer wieder angeeckt ist, erheblich gelitten. Der Investor trat intern immer öfter als schärfster Kritiker von Kalanick auf, wie US-Medien im Sommer unter Berufung auf Insider berichteten.Zu den wachsenden Verstimmungen beigetragen hat dabei sicher, dass Uber im vergangenen Jahr nach Milliardenverlusten in China das Feld dem Konkurrenten Didi Chuxing überlassen musste, im Frühjahr wegen der öffentlichen Kritik einer ehemaligen Mitarbeiterin am Umgang mit Fällen sexueller Belästigung ins Gerede kam und seit einigen Monaten auch mit einer Klage der Google-Schwester Waymo konfrontiert ist, die dem Fahrdienstvermittler Diebstahl geistigen Eigentums vorwirft. Hinzu kommt, dass der Firma in den vergangenen Monaten gleich im Dutzend das Spitzenpersonal abhandengekommen ist. Im Juni zog Benchmark die Reißleine und zwang Kalanick zum Rückzug aus der operativen Führung. Den Anhängern des CEO stieß das übel auf, und Gurley zog sich seinerseits aus dem Board zurück, um die Wogen zu glätten. Sein Mandat ging an Benchmark-Partner Matt Cohler. Suche nach CEO sabotiertDoch bevor es bei Uber besser wird, muss es offenbar noch schlechter werden. Kalanick soll die Suche nach einem neuen CEO sabotiert haben. Meg Whitman, die Chefin von Hewlett Packard Enterprise, hat bereits abgesagt, nachdem ihr Name in die Öffentlichkeit getragen worden war. Auch der ehemalige GE-Chef Jeff Immelt wurde als Uber-Chef kolportiert. Damit hat es Gurley offenbar gereicht: Jetzt wird Kalanick auch aus dem Board gedrückt.