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Kronprinzen bei Eon gehen in Stellung

Von Christoph Ruhkamp, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 22.6.2018 Johannes Teyssen eröffnet den Wettbewerb um die Nachfolge auf seinen Spitzenposten bei Eon. Der Vorstandsvorsitzende will Europas größten Stromverteiler Ende 2021 verlassen. Damit können...

Kronprinzen bei Eon gehen in Stellung

Von Christoph Ruhkamp, DüsseldorfJohannes Teyssen eröffnet den Wettbewerb um die Nachfolge auf seinen Spitzenposten bei Eon. Der Vorstandsvorsitzende will Europas größten Stromverteiler Ende 2021 verlassen. Damit können sich die Kronprinzen in Stellung bringen. Da ist zunächst Vorstandsmitglied Leonhard Birnbaum, der mit der laufenden Übernahme der RWE-Tochter Innogy beauftragt ist. Ebenfalls als Konzernlenker geeignet sein könnte Finanzchef Marc Spieker. Auch der Chef des Kerngeschäfts mit den Netzen, Thomas König, kommt für den Spitzenposten in Frage.Teyssen will seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern, wie er selbst angekündigt hat. Ab Ende 2021 komme für ihn “die große Freiheit”. Er freue sich auf die nächsten drei Jahre und die Integration des Konkurrenten Innogy, der zerschlagen werden soll. “Da wird mir auf keinen Fall langweilig”, sagte der Eon-Chef: “Und danach höre ich auf.” Elf Jahre an der Spitze des Energiekonzerns seien genug. Sein Vertrag war zuletzt im Jahr 2017 verlängert worden.Teyssens Kronprinz Birnbaum nimmt seit einigen Wochen federführend die Umsetzung der mit RWE vereinbarten Übernahme der Netz- und Vertriebsgeschäfte von Innogy in die Hand und führt gleichzeitig weiter die Ökostromsparte von Eon. Birnbaum kennt alle drei Konzerne von innen: Der 51 Jahre alte Manager war von 2008 bis 2013 als Strategiechef für RWE tätig und gilt als Teyssens potenzieller Nachfolger.Dasselbe trifft auf Finanzchef Spieker zu. Mit ihm hatte sich Eon Ende 2016 für einen Nachfolger aus den eigenen Reihen für den damals ausscheidenden Finanzchef Michael Sen entschieden, der zu Siemens zurückkehrte. Der promovierte Betriebswirt Spieker trat Anfang 2017 in den Vorstand ein und übernahm von April 2017 an die Verantwortung für das Finanzressort. Der 43-Jährige arbeitet seit fast 17 Jahren für Eon und war zuletzt auch im Aufsichtsrat der abgespaltenen und inzwischen ganz abgestoßenen ehemaligen Eon-Kraftwerkstochter Uniper vertreten.Ebenfalls als möglicher Kronprinz gilt Netz-Chef König, der die wichtigste Sparte des Konzerns seit Mai 2018 führt. Für ihn wurde der Vorstand um einen Posten erweitert. Der Diplom-Kaufmann begann seine berufliche Laufbahn beim Eon-Vorläuferkonzern Veba AG. Er wirkte an der Fusion von Veba und Viag zur neuen Eon sowie der nachfolgenden Fokussierung auf das Energiegeschäft mit. Als Ex-Vorstandschef der Eon Avacon gilt er als ein ausgewiesener Kenner des regionalen Energiegeschäfts und konzernweiter strategischer Programme. Seit 2011 steht König für die Neuordnung des deutschen Vertriebs- und Netzgeschäfts. Noch keine VorentscheidungAllerdings wird die Rolle als “Kronprinz” für alle drei Manager aus Konzernkreisen eingeschränkt: Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley habe keine Vorentscheidung getroffen. Als rational denkender Mensch werde er sich mit dieser Entscheidung erst dann befassen, wenn sie ansteht. Das dürfte wohl erst in einem Jahr sein. Bis dahin können sich die drei “Kronprinzen” beweisen.