K+S setzt mit Lohr auf ein Weiter-so
Von Walther Becker, FrankfurtRichtungswechsel sehen anders aus. Während viele Investoren nach der Abwehr des Übernahmeversuchs der kanadischen Potash mit der Führung von K+S unzufrieden sind, setzt der Aufsichtsrat des Düngemittelkonzerns aus Kassel auf Kontinuität. Und so hat der Aufsichtsrat von K+S nicht weit gesucht für den neuen CEO. Das Kontrollgremium des MDax-Konzerns ernannte gestern Finanzvorstand Dr. Burkhard Lohr zum künftigen Vorstandsvorsitzenden. Der 53-Jährige wird am 12. Mai 2017 Nachfolger von Norbert Steiner, der am Tag nach der Hauptversammlung mit 62 Jahren in den Ruhestand tritt. Das hat der Kali- und Salzkonzern gestern mitgeteilt.Mit Lohr “haben wir einen ausgezeichneten Manager, der mit seiner langjährigen Erfahrung nicht nur in der Finanzwirtschaft gleichzeitig für eine konsequente Unternehmensführung steht”, heißt es offiziell. Das Gremium sei überzeugt, dass mit Lohr an der Spitze “der erfolgreiche Kurs” und der Generationenwechsel” vorangetrieben würden, lässt sich Aufsichtsratschef Dr. Ralf Bethke zitieren. Er war Steiners Vorgänger als CEO. Steiner hatte bei der Präsentation des Abschlusses 2015 angekündigt, dass er mit Auslaufen seines Vertrags im Mai nächsten Jahres in den Ruhestand geht.Der K+S-Chef steht unter Druck von Investoren, seitdem er im vergangenen Jahr die Übernahmeavancen des Wettbewerbers Potash Corporation of Saskatchewan abgewehrt hatte. Der Aktienkurs des Traditionsunternehmens ging anschließend in den Keller, der Vorstandschef konnte mit seiner alternativen Alleinstellungsstrategie nicht überzeugen. Der Kurs steht bei 18,15 Euro, Potash hatte 2015 je Aktie 41 Euro avisiert. Die Kanadier dürften heute Steiner insgeheim dankbar sein, dass sie nicht teuer – für 8 Mrd. Euro – zum Zuge gekommen waren.Denn die Erträge der früheren BASF-Tochter trocknen aus, wie die Halbzeitbilanz nach einer Gewinnwarnung Ende Juni gezeigt hat. Zu schaffen machen K+S Produktionsausfälle im Werk Werra und vor allem der starker Preisdruck nach den Umwälzungen am Kali-Weltmarkt. Und es gab Verzögerungen bei dem Renommierprojekt Legacy in Kanada. Dort wurde gestern die “symbolische Inbetriebnahme” begangen. Dies soll eines der modernsten Kaliwerke weltweit werden und ist das größte Einzelprojekt in der Geschichte von K+S. Zweimal im AbwehrkampfLohr wurde 1963 in Essen geboren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln trat er 1991 bei Mannesmann ein. Von 1993 an war er in verschiedenen Funktionen für Hochtief tätig, unter anderem als CFO der Hochtief Construction. 2001 promovierte Lohr zum Dr. rer. pol. in Braunschweig. Vor nunmehr zehn Jahren wurde er Finanzchef von Hochtief. 2007 wurde die spanische ACS Großaktionär in Essen, stockte weiter auf und griff durch, so dass die Führungsriege um CEO Dr. Herbert Lütkestratkötter Hochtief verließ – auch Lohr im Jahr 2011. Lüttkestratkötter und Lohr hatten Seite an Seite für die Unabhängigkeit von Hochtief gekämpft – im vorigen Jahr waren es dann Steiner und Lohr, die sich an der K+S-Spitze gegen die Attacke von Potash wehrten. Lohr wurde zum 1. Juni 2012 Mitglied des K+S-Vorstands, verantwortlich für Controlling, Finanzen und Accounting, Beschaffung und Steuern. Mit ihm gönnte sich Steiner seinen zweiten CFO. Denn Jan Peter Nonnenkamp, dem drei Jahre zuvor das Finanzressort übertragen worden war, schied wieder aus. Eine Zeit lang führte Steiner K+S als CEO und CFO in Person. Bis Lohr anheuerte. Lohr ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist Fan von Borussia Dortmund.Steiner trat 1983 in die Zentralabteilung Steuern und Zölle der BASF ein. Zehn Jahre später wechselte er zur Tochter K+S und wurde Leiter Recht, Steuern und Versicherungen. Zum Finanzvorstand der K+S wurde er im Mai 2000 berufen. Mitte 2007 übernahm Steiner von Bethke den Vorstandsvorsitz.