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Lafarge und Holcim einigen sich auf einen Amerikaner als Konzernchef

Von Daniel Zulauf, Zürich Börsen-Zeitung, 10.4.2015 Die beiden Zementkonzerne Holcim und Lafarge haben die letzte zentrale Entscheidung im Blick auf den geplanten Zusammenschluss getroffen und den 51-jährigen Eric Olsen zum designierten Leiter des...

Lafarge und Holcim einigen sich auf einen Amerikaner als Konzernchef

Von Daniel Zulauf, ZürichDie beiden Zementkonzerne Holcim und Lafarge haben die letzte zentrale Entscheidung im Blick auf den geplanten Zusammenschluss getroffen und den 51-jährigen Eric Olsen zum designierten Leiter des Fusionsunternehmens LafargeHolcim bestimmt. Olsen ist seit 1999 für Lafarge tätig und als Vize-Konzernchef quasi die rechte Hand von Bruno Lafont, dem Präsidenten und CEO in Personalunion. In dieser Funktion trägt Olsen auch die operative Verantwortung für Schlüsselmärkte wie Frankreich, Amerika, Brasilien und Ägypten.Die Personalie ist so wichtig, dass die beiden Firmen gestern eine Pressekonferenz in Zürich abhielten. Dort waren mit Lafont, Olsen und dem Holcim-Verwaltungsratspräsidenten Wolfgang Reitzle die drei Protagonisten der Fusion anwesend. Lafarge-Aktien holen aufDie Reaktion der Börse folgte postwendend: Während die Aktien der Schweizer Holcim um 3,8 % auf über 75 sfr zulegten, kletterten die Lafarge-Titel um nahezu 6 % auf knapp 64 Euro. Offensichtlich sehen die Investoren die Chancen für das zuletzt ins Stocken geratenen Fusionsprojekt wieder deutlich optimistischer. Das zeigt sich vor allem am überproportionalen Kursanstieg der Lafarge-Titel, deren Bewertung nun wieder deutlich näher an das für die Fusion festgelegte Tauschverhältnis von neun Holcim-Aktien gegen zehn Lafarge-Titel herangerückt ist.Die Fusion drohte zu scheitern, nachdem sich sowohl im Aktionärskreis wie auch im Management von Holcim Widerstand gegen die ursprünglichen Bedingungen des im April vergangenen Jahres angekündigten Schulterschlusses abgezeichnet hatte. In der Folge einigte man sich auf eine Neufestlegung der finanziellen Parameter zugunsten der Holcim-Aktionäre. Zudem wurde vereinbart, dass sich der anfänglich als CEO des Fusionskonzerns vorgesehene Bruno Lafont mit dem Co-Präsidium des Verwaltungsrates an der Seite Reitzles zufriedengibt und Lafarge einen anderen CEO vorschlagen muss. Lafont soll mit burschikosen Auftritten den Unmut der Holcim-Führung auf sich gezogen haben. Auch den Aktionären war der Franzose ein Dorn im Auge, zumal man ihm die operative Durchsetzung des Fusionsplans, der Kostensenkungen von 1,5 Mrd. Euro vorsieht, aufgrund seiner früheren Leistungen nicht wirklich zutrauen wollten.Mit Olsen hat man sich in letzter Minute auf einen Kompromisskandidaten geeinigt. Für die Besetzung des Top-Jobs mit einem externen Manager fehlte wohl die Zeit. Die Holcim-Aktionäre müssen der Fusion am 8. Mai zustimmen, und davor gilt es die Skeptiker zu überzeugen. Olsen will in den nächsten Tagen Holcim-Großaktionäre wie Harris Associates und Eurocement treffen, um deren Gunst zu erlangen. “Ganz unbelastet”Kein Nachteil dürfte es sein, dass der Manager einen amerikanischen (und seit kürzerem auch einen französischen) Pass besitzt. Die ausgeprägt hierarchische französische Führungskultur hat in der vom Shareholder Value geprägten angelsächsischen Finanzwelt einen schweren Stand, und möglicherweise spielt dabei auch der zum Teil wohl klischierte Generalverdacht eine Rolle, dass französische Manager ein allzu offenes Ohr für nationale Befindlichkeiten haben. “Eric Olsen ist ganz unbelastet von den Themen, die im Zusammenhang mit der Integration der beiden Firmen hochgekommen sind”, sagte Reitzle am Rande der Pressekonferenz. Er hob insbesondere die internationale Erfahrung des designierten Konzernchefs hervor, die in der Führung des weltgrößten Zementherstellers selbstredend eine Schlüsselkompetenz sein muss.Tatsächlich führte Olsens Weg auf der Karriereleiter von Lafarge nicht auf direktem Weg nach Paris. Die Laufbahn des promovierten Ökonomen und Rechnungslegungsexperten begann in den USA beim Beratungsunternehmen Deloitte & Touche und später bei Banque Paribas als Spezialist für Firmenübernahmen. Mit dieser Kompetenz kam er 1999 in die Strategieabteilung von Lafarge Nordamerika, bis er 2007 in die Pariser Zentrale berufen wurde. Dort war Olsen mitverantwortlich für die Integration der 2006 erworbenen ägyptischen Orascom.Der Manager zeigte sich erfreut über die Aussicht, mit seiner Familie nach Zürich zu ziehen, um in der Nähe der Schweizer Bergwelt seiner Leidenschaft, dem Skifahren, nachgehen zu können. Solche Worte hatte Lafont nie über die Lippen gebracht. Stattdessen verstrickte sich der Franzose in schwierige Diskussionen über die künftige Verteilung der Aufgaben zwischen Paris und Zürich. Olsen scheint gewillt zu sein, dieses Kapitel zu schließen und seine Energie auf die Schaffung eines globalen “Champions” der Zementindustrie zu konzentrieren, wie er sagte.Ob er die Aktionäre überzeugen kann, bleibt abzuwarten. Dem Eurocement-Eigentümer Filaret Galtschew hat Holcim einen Sitz im Verwaltungsrat angeboten. “Man muss sich nicht wundern, dass er sich gegen den Deal stellt, schließlich wurde er bisher auch nie einbezogen”, begründete Reitzle das Angebot. Es ist nicht auszuschließen, dass der Russe seine Zustimmung zur Fusion von weiteren Zugeständnissen abhängig macht. Das Aktionärsvotum am 8. Mai dürfte auch mit Olsen eine knappe Entscheidung werden.