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Laurence Tosi sucht eine Wohnung mit Parkett auf Airbnb

Von Stefan Paravicini, Frankfurt Börsen-Zeitung, 30.7.2015 Laurence Tosi, seit 2008 Finanzchef der Private-Equity-Gesellschaft Blackstone, hat jetzt doch noch sein Büro an der Wall Street geräumt, um einen Job im Silicon Valley anzutreten. Bei dem...

Laurence Tosi sucht eine Wohnung mit Parkett auf Airbnb

Von Stefan Paravicini, FrankfurtLaurence Tosi, seit 2008 Finanzchef der Private-Equity-Gesellschaft Blackstone, hat jetzt doch noch sein Büro an der Wall Street geräumt, um einen Job im Silicon Valley anzutreten. Bei dem Start-up Airbnb übernimmt er die Rolle des Chief Financial Officer (CFO). Die Position war bei dem Anbieter einer Smartphone-App zur Vermittlung privater Unterkünfte seit fast einem Jahr verwaist, nachdem Andrew Swain das Unternehmen verlassen hatte.Tosi ist nicht die erste Wall-Street-Größe, die in den Flieger von New York nach San Francisco steigt, um sich einer Firma aus dem Silicon Valley anzuschließen. Zuletzt hatte unter anderem die langjährige Finanzchefin der Investmentbank Morgan Stanley, Ruth Porat (58), mit einem Wechsel von der Ost- an die Westküste Schlagzeilen gemacht und beim Internetkonzern Google die gleiche Funktion übernommen. Anthony Noto (47), der als Investmentbanker von Goldman Sachs 2013 den Börsengang von Twitter organisierte, ist bereits im vergangenen Jahr als CFO zu dem Kurznachrichtendienst gewechselt.Wie sehr die Anziehungskraft des Silicon Valley auf Top-Manager von der Wall Street zugenommen hat, lässt sich aber am besten am Beispiel von Tosi erklären. Denn der heute 47-Jährige hatte schon einmal die Gelegenheit, aus dem dunklen Anzug in die nur in Kalifornien businesstauglichen Flipflops zu steigen: Vor fünf Jahren lud der mittlerweile verstorbene Steve Jobs zum Gespräch über die Aussichten des von ihm gegründeten Elektronikkonzerns und bot den Posten als CFO von Apple an. Tosi schlug das Angebot aus und flog zurück nach New York. Statt Steve Jobs entschied er sich für Steve Schwarzman, Mitgründer und CEO von Blackstone.Seine Affinität für Technologie hatte Tosi da aber bereits bewiesen. Während seiner Zeit bei der Investmentbank Merrill Lynch, wo er unter anderem als COO tätig war, hatte Tosi am Aufbau des Finanzdatenanbieters Ipreo mitgearbeitet, den Blackstone und Goldman Sachs im vergangenen Jahr für knapp 1 Mrd. Dollar erworben haben. In Diensten von Blackstone setzte er sich dafür ein, dass Kunden die relevante Daten ihres Portfolios auch auf ihrem Smartphone und Tablet-Rechner einsehen können. Seine Karriere startete Tosi bei General Electric, wo er das Geschäft der ehemaligen Mediensparte NBC weiterentwickelte. Weder Apple noch Big AppleJetzt folgt Tosi, der einen Master-Abschluss, einen Juris Doctor und einen MBA der renommierten Georgetown Universität hält, statt Apple dem Ruf eines Start-up, das laut Medienberichten in einer aktuellen Finanzierungsrunde von Investoren mit deutlich mehr als 20 Mrd. Dollar bewertet wird. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte sich Tosi auf Airbnb deshalb bald nach einer Wohnung mit Parkett oder zumindest Aussicht auf einen Börsenplatz umschauen. Ein neuer CFO, der noch dazu von einem börsennotierten Unternehmen kommt, gilt im Silicon Valley jedenfalls als Indiz für ein nahes Initial Public Offering (IPO).Geht es mit den Börsengängen der derzeit wertvollsten Start-ups nach der Besetzung der CFO-Position, wäre der chinesische Smartphone-Anbieter Xiaomi allerdings noch vor Airbnb am Zug. Das mit mehr als 40 Mrd. Dollar bewertete Unternehmen hat vor einem Monat die Berufung von Shou Zi Chew als Finanzvorstand gemeldet, der zuvor für die DST Group von Yuri Milner arbeitete, die auch bei Xiaomi investiert ist. Davor machte Shou bei Goldman Sachs Station und arbeitete kurze Zeit für das soziale Netzwerk Facebook. Sollte Xiaomi es dem chinesischen Online-Händler Alibaba gleichtun und in New York auf das Parkett streben, dürfte Goldman gute Chancen für eine führende Rolle haben.Bei Uber, dem umstrittenen Vermittler von Fahrdiensten via Smartphone, der von Investoren ebenfalls mit mehr als 40 Mrd. Dollar bewertet wird, ist das Finanzressort seit dem Ausstieg von Brent Callinicos (49) im März verwaist. Mit einem IPO scheint es Gründer Travis Kalanick nicht eilig zu haben. Dennoch gäbe es für einen CFO reichlich zu tun, nachdem sich Uber neben 6 Mrd. Dollar Risikokapital gerade eine milliardenschwere Kreditlinie bei einem Konsortium gesichert und Wandelanleihen mit einem Milliardenvolumen begeben hat.Als ein Kandidat für den Posten wurde in US-Medien zuletzt Bob Swan (55) gehandelt, der bis zur Abspaltung der Bezahldiensttochter Paypal vor wenigen Tagen (vgl. BZ vom 21. Juli) mehr als neun Jahre als Finanzchef des Online-Marktplatzes Ebay tätig war. Swan startete seine Karriere vor 30 Jahren bei GE und war unter anderem für die Online-Drogerie Webvan tätig, die 2001 unterging. Er hat allerdings keine Wall-Street-Adresse in seinem Lebenslauf. Derzeit kümmert sich der 27-jährige Gautam Gupta um Finanzthemen bei Uber. Er stieß 2013 von Goldman Sachs zu dem Start-up.Auf Platz 4 unter den wertvollsten Start-ups wird mit 20 Mrd. Dollar das Big-Data-Unternehmen Palantir geführt. Weil die Firma enge Verbindungen zu den US-Nachrichtendiensten pflegt, ist ein Börsengang mit den damit verbundenen Publizitätspflichten unwahrscheinlich. Einen CFO hat Palantir gar nicht erst auf der Gehaltsliste stehen.Der Fotodienst Snapchat auf Rang 5 gilt nach der jüngsten Finanzierungsrunde zu einer Bewertung von 16 Mrd. Dollar dagegen als heißer Kandidat für ein IPO. Mit Imran Khan, ehemals Head of Internet Banking bei Credit Suisse, hat das Unternehmen seit gut einem halben Jahr auch eine echte Wall-Street-Größe in den eigenen Reihen. Khan firmiert indessen nicht als CFO, sondern als Chief Strategy Officer. Die Firma sucht noch nach einem Finanzchef, berichteten US-Medien nach der Berufung Khans. Immer wieder GoldmanDer Bezahldienst Square liegt mit einer Bewertung von zuletzt 6 Mrd. Dollar zwar nur auf Platz 18 der wertvollsten Start-ups weltweit, scheint bei den Vorbereitungen für ein IPO aber am weitesten fortgeschritten zu sein. Die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley sowie J.P. Morgan Chase sollen mit den Vorbereitungen für einen Börsengang betraut worden sein, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg (vgl. BZ vom 28. Juli). Die Finanzchefin Sarah Friar (42) wurde vor drei Jahren zwar nicht an der Wall Street, sondern vom Softwarekonzern Salesforce abgeworben, wo sie ein Jahr zuvor als Senior Vice President für Strategie und Finanzen anheuerte. Davor hatte sie bei Goldman Sachs als Analystin im Technologieteam gearbeitet.