Lazzerini soll Strategie für Alitalia entwickeln
Von Gerhard Bläske, MailandFabio Lazzerini wird neuer CEO der Pleite-Airline Alitalia. Das teilte Premierminister Giuseppe Conte per Facebook mit. Der 56-jährige frühere Emirates-Spitzenmanager, der an der Mailänder Bocconi-Universität Betriebswirtschaft studiert hat und sich anschließend auf Marketing spezialisierte, war in den letzten drei Jahren Chief Commercial Officer der Fluggesellschaft. Anders als der frühere Fiat-Chrysler-Manager Alfredo Altavilla, den das Wirtschaftsministerium für den Posten favorisiert hatte, kennt er das Unternehmen und die Branche gut.Lazzerini soll zusammen mit dem italienischen Topmanager Francesco Caio (62), der die Regierung im Fall des maroden Stahlwerks von Taranto berät, schnellstmöglich einen Strategieplan für die Fluggesellschaft erarbeiten. Caio war der Wunschkandidat der 5-Sterne-Bewegung, während Lazzerini die Unterstützung des sozialdemokratischen Partito Democratico hatte. Der gebürtige Neapolitaner Caio kann auf eine lange Karriere bei Omnitel, Olivetti und Merloni zurückblicken und war von 2014 bis 2017 Chef der italienischen Post, die 2014 knapp 75 Mill. Euro in die Rekapitalisierung von Alitalia steckte – Geld, das verloren ist. Er ist außerdem Verwaltungsratschef bei Saipem.Eigentlich ist Alitalia pleite. Das Unternehmen schreibt seit 2002 rote Zahlen. Mehrere Privatisierungsversuche scheiterten. Insgesamt steckte Rom in den letzten 40 Jahren etwa 12 Mrd. Euro in die Airline. Allein 1,3 Mrd. Euro erhielt die insolvente Gesellschaft, die 2017 unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt wurde, seither in Form von “Überbrückungskrediten”. Dieses Geld wurde nie zurückgezahlt, ebenso wenig wie aufgelaufene Zinszahlungen von 145 Mill. Euro. Doch die EU-Kommission hat Alitalia gegenüber stets beide Augen zugedrückt. Mit dem Kunstgriff der Gründung einer “neuen” Alitalia will Rom das Problem umgehen, dass Unternehmen, die schon vor der Coronavirus-Krise in Schwierigkeiten gesteckt haben, eigentlich nicht geholfen werden darf. Italiens Regierung hat Alitalia sogar noch einen Zuschuss von 350 Mill. Euro wegen der Coronavirus-Krise gewährt.Industrieminister Stefano Patuanelli hat deutlich gemacht, dass Alitalia nicht zerschlagen werden soll. Die Gesellschaft soll mit 3 Mrd. Euro rekapitalisiert werden und mit einer Flotte von 105 Flugzeugen fliegen, wobei der Schwerpunkt bei der Bedienung inneritalienischer Strecken und bei Langstreckenverbindungen liegen soll. Transportministerin Paola De Micheli bezeichnete die Wahl des neuen Managements als “strategisch”. Die Regierung wolle sich um den Erhalt des Großteils der rund 11 000 Arbeitsplätze bei der Airline bemühen. Die beiden Manager sollten eine neue Ära bei Alitalia einleiten. Die “neue” Alitalia solle möglichst schnell abheben und der neue Strategieplan rasch der EU-Kommission vorgelegt werden, die dafür grünes Licht geben muss.