Lei Jun macht als selbstloser Unternehmer Kasse
Von Norbert Hellmann, SchanghaiFür den Gründer des chinesischen Smartphonebauers und Technologiekonzerns Xiaomi, Lei Jun (48), soll im Juli mit dem Initital Public Offering an der Hongkonger Börse die große Stunde schlagen. Nach Jahren als vielversprechendes Startup-Unternehmen ist Xiaomi über zahlreiche Finanzierungsrunden zu einem der dicksten unter den sogenannten “Einhörnern” – also den vermeintlich so seltenen milliardenschweren Start-ups, die eines Börsengangs harren – herangewachsen. Xiaomi hat sich lange gedulden müssen, bis die Hongkonger Börse seit Frühjahr nun endlich so weit ist, mit Regularien wie an der Wall Street aufzuwarten, die gründerdominierten Tech-Unternehmen die Ausgabe einer Aktienklasse mit Mehrfachstimmrechten (Dual Class Shares) ermöglicht. Damit kann die Gründer- und Managementriege eigene Anteile im großen Stil versilbern und dennoch unabhängig von den Kapitalmehrheiten weiterhin frei schalten und walten. Zahlreiche chinesische Tech-Champions, darunter insbesondere der E-Commerce-Riese Alibaba, haben sich mit Blick auf Dual Class Shares in den letzten Jahren gezwungen gesehen, an die New Yorker Börsen zu gehen. Damit fällt Xiaomi nun die Glorie zu, das mit Abstand wuchtigste Tech-IPO im großchinesischen Börsenraum in einem Umfang von bis zu 6,1 Mrd. Dollar (5,2 Mrd. Euro) zu stemmen. Besonderes GeschäftsmodellDie Wall Street mit ihrer aggressiven Anlegerkultur wäre sicherlich nichts für Lei, denn er sieht sich einem eigentümlichen Geschäftsmodell verpflichtet, das Xiaomi von Anfang an geprägt hat. Es geht darum, Smartphones und eine ganze Latte von anderen Konsumgeräten und Technologieprodukten zu nachvollziehbar “ehrlichen” Preisen zu verkaufen und dabei bewusst auf Turbomargen und Gewinnmaximierung zu verzichten. Dieses Credo hat Lei auch beim fleißigen Trommelrühren für das IPO vorne mit angestellt und mit einem ehernen Versprechen an die Kundengemeinde untermauert: “Als ein Versprechen an alle unsere Nutzer wird Xiaomi für ewig die Nettogewinnmarge für alle Hardwareverkäufe und Lifestyle-Produkte auf ein Maximum von 5 % begrenzen”, heißt es salbungsvoll. Der mit einem Verkauf von 28 Millionen Handygeräten im ersten Quartal gegenwärtig weltweit viertgrößte Smartphonebauer ist im krassen Gegensatz zu seinen Konkurrenten Samsung, Apple und Huawei denn auch nicht wirklich profitabel und schreibt auf Konzernebene Verluste. Dies bedingt unter anderem, dass Lei, sein engster Adjutant Lin Bin sowie fünf weitere Mitgründer bislang keinen Reichtum aus Dividendenzahlungen schöpfen konnten, nun aber die Chance haben, ihre Anstrengungen gehörig versilbert sehen zu können. Mit dem IPO, bei dem das Gründerteam eigene Anteile in den Markt geben wird, mausert sich Xiaomi denn auch zu einer kleinen Milliardärsfabrik. Zu der jetzt im Raum stehenden Marktbewertung der Gesellschaft auf Basis der Emissionskursspanne startet Xiaomi mit einer Börsenkapitalisierung zwischen 54 und 70 Mrd. Dollar. Lei, der einen direkten Kapitalanteil an Xiaomi von 30 % hält, via gesonderte Aktienklasse aber 56 % der Stimmrechte auf sich vereinigen kann, dürfte dann mit einem Schlag zu den reichsten Männern im Reich der Mitte avancieren. Im MilliardärsclubUnter der Annahme dass Xiaomi ihre Titel am oberen Rand der Emissionsspanne platzieren kann, wird Lei am 9. Juli in einem auch in China kleinen Club von Milliardären landen, die auf ein Vermögen jenseits von 20 Mrd. Dollar kommen. Mit dann etwa 21 Mrd. Dollar dürfte er gemäß den einschlägigen Ranglisten auf Augenhöhe mit den Immobilienfürsten Hui Ka Yan und Yang Huiyan von Evergrande Real Estate Group und China Country Garden Holdings Huang zu den Top 5 der Betuchten im Reich der Mitte zählen.Nach oben hin stößt Lei Jun dann allerdings an eine Glasdecke. Mehr als Platz drei ist nicht drin, denn an die Gründer der chinesischen Tech-Giganten Alibaba und Tencent ist auch bei rasanter Kursperformance von Xiaomi nach dem IPO kein Herankommen. Ma Yun (Jack Ma) und Ma Huateng (Pony Ma) werden gegenwärtig auf ein Vermögen von über 40 Mrd. Dollar taxiert.