Zentralbank

Libanon vor ungewisser Zukunft

Der libanesische Zentralbankchef Riad Salamah tritt nach rund 30 Jahren zurück und bisher wurde kein Nachfolger bestimmt. Der Mittelmeerstaat steckt seit 2019 in der schwersten Krise seiner Geschichte.

Libanon vor ungewisser Zukunft

Rücktritt nach drei Jahrzehnten

dpa-afx Beirut

Der libanesische Zentralbankchef Riad Salamah hat sich ohne Nachfolger aus dem Amt verabschiedet. Der erste Vizegouverneur Wassim Mansouri wird vorläufig seine Rolle übernehmen, wie er selbst bei einer Pressekonferenz am Montag erklärte. Mansouri ist seit 2020 im Amt, nachdem er von Parlamentssprecher Nabih Berri nominiert worden war. Letzterer ist ein entfernter Verwandter von Mansouri. Der krisengebeutelte Libanon schlittert damit weiter in eine ungewisse Zukunft. Der tief gespaltenen politischen Klasse gelang es bisher nicht, einen Nachfolger für Salamah zu benennen. Seit Ende 2019 steckt der Mittelmeerstaat in der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seiner Geschichte. Salamah wird zusammen mit der herrschenden politischen Elite für die Lage verantwortlich gemacht.

Salamah stand rund 30 Jahre an der Spitze der Zentralbank. Gegen ihn laufen in Deutschland und verschiedenen anderen europäischen Ländern sowie im Libanon Ermittlungen wegen mehrerer mutmaßlicher Finanzverbrechen. Der 73-Jährige wies die Vorwürfe mehrfach zurück.

Der Libanon ist gleichzeitig auf der Suche nach einem neuen Präsidenten. Der bisherige Präsident Michel Aoun war im Oktober nach dem Ende seiner Wahlperiode planmäßig aus dem Amt geschieden. Seitdem hat das Land kein Staatsoberhaupt. Die Wahl eines Präsidenten scheitert immer wieder an Machtkämpfen innerhalb der politischen Elite. Zurzeit wird das Land mit rund sechs Millionen Einwohnern von Ministerpräsident Nadschib Mikati geschäftsführend geleitet. Die Regierung ist nur eingeschränkt handlungsfähig. Der Libanon braucht sowohl einen Präsidenten als auch eine funktionsfähige Regierung, um bislang ausgebliebene Reformen umzusetzen.