Lorz wird Hessens Finanzminister, Mansoori fürs Wirtschaftsressort
Lorz wird Hessens Finanzminister Mansoori fürs Wirtschaftsressort
Von Detlef Fechtner, Frankfurt
Es gibt keine ernsthaften Zweifel daran, dass Alexander Lorz über ausreichend Langmut, Beharrungskraft und Bärbeißigkeit sowie über das nötige Geschick verfügt, um als künftiger hessischer Finanzminister die ständigen Versuche der Fachressorts abzuwehren, sich ein größeres Stück vom gemeinsamen Kuchen zu sichern. Denn der 58 Jahre alte Christdemokrat hat zwei Legislaturperioden lang Hessens Kultusministerium geführt, kennt deshalb die innerministeriellen Verteilungskämpfe aus nächster Nähe – und hat sie über die lange Strecke von 10 Jahren überaus erfolgreich geführt.
Dabei wirkt Lorz, wenn man ihm persönlich begegnet, alles andere als kämpferisch oder gar hartgesotten. Vielmehr gelingt es ihm, auch dank seines höflichen Auftritts und seines heiteren Gemüts, für seine Anliegen zu werben und Gesprächspartner für seine Positionen zu gewinnen. Von denen, die unter seiner Regie gearbeitet haben, wird seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit herausgestellt – Lorz, so heißt es, sei ein "Teamplayer".
Nach mehr als einer Dekade (vor seiner Zeit als Minister war er bereits zwei Jahre Kultus-Staatssekretär) wird er sich künftig weniger mit Lehrern und mehr mit Bankern auseinandersetzen. Ministerpräsident Boris Rhein hat den in Wiesbaden aufgewachsenen Lorz am Montag als Nachfolger von Michael Boddenberg, der sich in die Rente verabschiedet, als künftigen Finanzminister präsentiert. Für diese Rolle bringt er eine Menge Voraussetzungen mit: Lorz studierte Volkswirtschaft und Recht, zunächst in Mainz, später an der Harvard Law School – und wurde als Anwalt in New York zugelassen. Später promovierte und habilitierte er und lehrte Rechtswissenschaften an der Universität Düsseldorf.
Unterstützt wird er durch Staatssekretär Uwe Becker, der bislang als Europa-Staatssekretär tätig ist. Der frühere Frankfurter Kämmerer und ehemalige OB-Kandidat hat Finanzdienstleistungen von der Pike auf gelernt: als Bankkaufmann bei der Frankfurter Sparkasse. Becker folgt als Finanz-Staatssekretär auf Martin Worms. Der 69-Jährige beendet, nach mehreren Verlängerungen, seine berufliche Laufbahn.
Als neuen hessischen Minister für Wirtschaft, Energie, Wohnen, Verkehr und den ländlichen Raum stellte Rhein den Sozialdemokraten Kaweh Mansoori vor, der zugleich stellvertretender Ministerpräsident sein wird. Der 35-jährige Gießener ist wie Lorz ebenfalls Jurist und arbeitete unter anderem für PwC Legal und KPMG Law. Seit 2019 ist Mansoori Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Süd, einer traditionellen Kaderschmiede für politische Ämter. Seit gut zwei Jahren sitzt er für die SPD im Bundestag.
Der hessische Wirtschaftsminister hat seit jeher eine besondere Bedeutung für den Finanzplatz Frankfurt – unter anderem, weil ihm die Markt- und Rechtsaufsicht über die Frankfurter Börse obliegt. Beispielsweise spricht er bei Fusionsabsichten der Börse ein gehöriges Wörtchen mit.
Mansoori wird, wie sein Vorgänger Tarek Al-Wazir von den Grünen, von zwei Wirtschaftsstaatssekretären unterstützt werden. Einer davon ist Umit Sönmez, der ebenfalls aus dem Unterbezirk Gießen kommt. Der Name der zweiten Staatssekretärin wird erst im weiteren Wochenverlauf bekanntgegeben.