Löscher kritisiert Wien und verlässt OMV
wb – Peter Löscher gibt sein Amt als Aufsichtsratschef des österreichischen Ölkonzerns OMV ab. Er stehe für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung und werde spätestens zur nächsten Hauptversammlung im Frühjahr 2019 zurücktreten. Der einstige CEO von Siemens (2007 bis 2013) hatte die Position erst vor zwei Jahren übernommen. An OMV hält der Staat als größter Einzelaktionär gut 31 % und im Pool mit Fonds aus Abu Dhabi die Mehrheit.Löscher, der an diesem Montag 61 wird, begründet seinen Rücktritt mit dem neuen Kurs der Regierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Dessen Finanzminister Hartwig Löger hatte zuletzt gefordert, Unternehmen wie OMV oder Telekom Austria wieder stärker unter staatlicher Kontrolle an die Kandare zu legen. “Wir steuern Richtung Österreich AG”, kritisiert Löscher in der “Kronen Zeitung”. Der Minister wolle eine offensive “Austria-First”-Strategie verfolgen. Der in Villach geborene Österreicher Löscher steht seit Juni 2016 an der Spitze des OMV-Aufsichtsrates.Den Staatsanteil an OMV hält für die Republik die Beteiligungsgesellschaft ÖBIB, die von einer GmbH zur AG werden soll. Löscher respektiere den Willen der Wiener Bundesregierung auch dann, so wird er aus seinem Schreiben an Löger weiter zitiert, “wenn ich zu der ordnungspolitischen und marktwirtschaftlichen Strategie, die hinter Ihrem Vorstoß liegt, nicht durchgehend Ihrer Auffassung bin”, heißt es. Die Stärke des bisherigen österreichischen Modells beruhe auf der richtigen Balance eines mittelbaren staatlichen Einflusses einerseits und der Einbindung “unabhängiger, wirtschaftserfahrender Persönlichkeiten an der Spitze von Aufsichtsgremien andererseits”. Dadurch sei das Land attraktiv für Investoren geworden. Dies sei nun aber in Gefahr.Nach seiner Siemens-Zeit arbeitete Löscher für den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg in der Schweiz, schied dort wieder aus. Den Aufsichtsrat der Deutschen Bank verließ er 2017. Derzeit ist Löscher noch Mitglied der Verwaltungsräte der spanischen Telefónica sowie der Schweizer TBG und Präsident des Gremiums von Sulzer.OMV-Chef ist mit Rainer Seele der frühere CEO der BASF-Tochter Wintershall. Die Gruppe aus Wien steht in Südostasien vor einem großen Deal: Der Ölkonzern verhandelt mit Sapura Energy über einen Einstieg bei deren Upstream-Tochter. Es soll um einen Unternehmenswert von 1,6 Mrd. Dollar gehen. OMV strebt nach eigenen Angaben 50 % an.