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Luke Johnson backt kleinere Kuchen

hip - Luke Johnson (56) hat sich in Großbritannien als Serienunternehmer einen Namen gemacht. In seiner regelmäßigen Kolumne in der Sunday Times zieht er gegen die Trottel und Schurken des Geschäftslebens vom Leder. Nun steht er selbst im Zentrum...

Luke Johnson backt kleinere Kuchen

hip – Luke Johnson (56) hat sich in Großbritannien als Serienunternehmer einen Namen gemacht. In seiner regelmäßigen Kolumne in der Sunday Times zieht er gegen die Trottel und Schurken des Geschäftslebens vom Leder. Nun steht er selbst im Zentrum eines Bilanzskandals. Johnson ist Chairman der Muttergesellschaft der Konditoreikette Patisserie Valerie, die gerade mitgeteilt hat, ohne eine sofortige Kapitalspritze nicht mehr weiterarbeiten zu können. Der Oxford-Absolvent, der einmal Arzt werden wollte, hält 37 % an der börsennotierten Patisserie Holdings, in deren Bilanz sich ein schwarzes Loch aufgetan hat. Johnson war nichts aufgefallen, dem Wirtschaftsprüfer Grant Thornton auch nicht. Dabei sollten die Finanzen einer Konditorei nicht schwer zu durchschauen sein. Der Chairman der Private-Equity-Gesellschaft Risk Equity Partners soll erschüttert über die Vorgänge gewesen sein und angekündigt haben, der Sache auf den Grund zu gehen.Johnson machte sich einst nicht mit Torten einen Namen, sondern mit Pizza: Im Alter von 30 Jahren überzeugten er und sein damaliger Partner Hugh Osmond den Eigentümer von Pizza Express, einer Londoner Kette mit damals gerade einmal zwölf Niederlassungen, dass sie die Expansion des Geschäfts vorantreiben können. Bis dahin hatte er sein Geld beim Broker Grieveson Grant verdient. Sechs Jahre später, 1999, hatte das Unternehmen mehr als 250 Niederlassungen im ganzen Land. Johnson stieg aus, kaufte unter der Marke Signature Restaurants Schickimicki-Treffs in der britischen Metropole wie The Ivy und Le Caprice zusammen und brachte die Italo-Restaurantkette Strada an den Start. Wiederum sechs Jahre später verkaufte er erneut. Dann kümmerte er sich um die Restaurantkette Giraffe, die er schließlich an Tesco veräußerte, den Branchenprimus des britischen Einzelhandels. “Langeweile ist der große Feind in meinem Leben”, sagte er der BBC. Rastlosigkeit kennzeichnet seinen Charakter. Das treibe ihn an, behauptet Johnson. Sechs Jahre lang fungierte er als Chairman des Fernsehsenders Channel 4. Vor dem britischen EU-Referendum unterstützte er “Vote Leave”.Patisserie Holdings ist für Johnson nicht der erste Fehlschlag. Er verhob sich zuvor an der britischen Buchladenkette Borders, die 2011 abgewickelt wurde. “Es war eine schmerzhafte Erfahrung und ich habe mein ganzes Geld verloren. Ich dachte, ich könnte die Wende herbeiführen, aber mir war das Ausmaß nicht klar, in dem Amazon, E-Books und Supermärkte die großen Buchläden vernichteten.” Manchmal ist Rastlosigkeit eben kein Erfolgsrezept. Man darf gespannt sein, worum es in Johnsons nächster Kolumne geht.