Macy’s-Chef muss schwierige Neuorganisation stemmen
Macy’s-Chef Spring muss komplexe Neuorganisation stemmen
xaw New York
Tony Spring ist in der Welt des Luxus zu Hause. Der langjährige Chef von Bloomingdale’s verpasste den amerikanischen Hochpreis-Warenhäusern ein frischeres Image, holte neue Marken ins Sortiment und erschloss sich durch clevere Marketingstrategien ein jüngeres Publikum – nun werkelt er jedoch an einer weitaus weniger glanzvollen Aufgabe. Denn der 59-Jährige rückte im vergangenen Februar an die Vorstandsspitze der Bloomingdale’s-Mutter Macy’s auf. Bei seinen Versuchen, die Kaufhauskette aus dem Abwärtstrend zu reißen, schlägt er sich mit Shareholder-Aktivisten und einem Accounting-Skandal herum.
Angriffslustige Investoren
Sein erstes volles Jahr am Steuer von Macy’s läutet Spring gleich mit Negativbotschaften ein. Die Nettoerlöse im wegen des Weihnachtsgeschäfts besonders wichtigen Schlussquartal 2024 dürften gemäß einer angepassten Prognose unter der zuvor angepeilten Spanne von 7,8 Mrd. bis 8 Mrd. Dollar liegen. Im Kampf um Effizienzgewinne macht der Retailer landesweit 66 Filialen dicht. Natürlich nicht betroffen ist der Flaggschiff-Store am Herald Square in Manhattan – dieser weckt allerdings einmal mehr Begehrlichkeiten von angriffslustigen Investoren.
So hat sich im Dezember der Shareholder-Aktivist Barington Capital bei Macy’s-Aktionären gemeldet und umfangreiche Änderungen am Geschäftsmodell gefordert. Der Value-Investor arbeitet mit der Immobilienfirma Thor Equities zusammen, die Höhe ihrer Beteiligung an dem 1858 gegründeten Traditionsunternehmen legen die Gesellschaften nicht offen. Sie folgen auf eine lange Reihe an Aktivisten, die sich bei Macy’s versucht haben – erst im vergangenen Jahr schlug das Unternehmen eine Attacke von Arkhouse Management und Brigade Capital zurück.
Nachdem die Investmentfirmen zu Jahresbeginn 2024 mit einem zunächst 5,8 Mrd. Dollar schweren Übernahmeangebot beim Verwaltungsrat abblitzten, bauten sie ihre Offerte nach viel Gerangel in den Folgemonaten auf 6,9 Mrd. Dollar aus. Doch überwogen bei den Direktoren und anderen Aktionären die Zweifel am Finanzierungsplan für den Deal. Auch fürchteten viele Anteilseigner, dass eine Einmischung externer Investoren, die auf einen Verkauf von Assets wie der Flaggschiff-Filiale am Herald Square drangen, eine zu starke Ablenkung von der strategischen Neuorganisation durch den damals frisch ins Amt gekommenen CEO Spring darstellen könnten. Im Juli brach der Verwaltungsrat die Gespräche mit Arkhouse und Brigade endgültig ab – wobei für viele Beobachter überraschend auch zwei Direktoren mitzogen, die erst von den Finanzinvestoren für das Kontrollgremium nominiert worden waren.
Potenzielle Immobilientochter angeblich mit Milliardenbewertung
Barington und Thor fordern nun, dass die Kaufhauskette ihre Immobilien in einer separaten Tochtergesellschaft sammeln solle, die mit Real-Estate-Experten in ihren Reihen als Vermieterin der Retail-Sparte agieren und diese zu einer höheren Ausgabendisziplin anhalten solle. Die Immobilientochter in der Form, wie Barington und Thor sie anstreben, könnte nach Ansicht der Aktivisten eine Bewertung von 5 Mrd. bis 9 Mrd. Dollar erzielen. Macy’s kommt derzeit auf eine Marktkapitalisierung von 4,4 Mrd. Dollar.
Allerdings dringen die Investmentfirmen auch auf weitere Schritte, darunter die Prüfung strategischer Alternativen für die Drogeriekette Bluemercury und Springs Herzensmarke Bloomingdale’s. Der heutige CEO begann seine Karriere 1987 als Trainee im Handelsmarketing in der Filiale der Macy’s-Edeltochter in White Plains, New York, und arbeitete sich dort zum Senior Vice President für Einrichtungsgegenstände hoch. In der Folge übernahm er verschiedene Führungsrollen und wurde 2014 schließlich Chef von Bloomingdale’s und somit zu einem zentralen Mitglied der Macy’s-Konzernspitze.
Drang zu mehr Rückkäufen
Für ihn hat die Edeltochter jedoch nicht nur emotionalen Wert. Sowohl sie als auch Bluemercury gelten als wichtige Diversifikationsquellen für Macy’s. Zudem dringen die Aktivisten darauf, die Investitionsausgaben zugunsten eines höheren Shareholder Return zu beschränken. Konkurrentin Dillard’s hat dies im zurückliegenden Jahrzehnt erfolgreich praktiziert: Der Kurs hat im gleichen Zeitraum um über 260% zugelegt, während das Papier von Macy’s stark an Wert verloren hat.
Doch wenngleich Macy’s im Branchenvergleich einen äußerst schwachen Return on Invested Capital vorzuweisen hat, ist ein höherer Kapitaleinsatz abseits von Buybacks und Dividenden für Springs Strategie unerlässlich. Zu seinen Maßnahmen zählen ein besseres Handelsmarketing der Filialen sowie eine stärkere Ausstattung mit Personal. Zudem will der CEO mehr Bloomingdale's- und Bluemercury-Stores eröffnen und die Präsenz im Onlinehandel stärken.
Accounting-Skandal belastet
Die Hoffnung ruht nun darauf, dass Springs Strategiewende bald Erfolge zeigt. Für die Warenhauskette und ihren Vorstandschef wäre dies das beste Mittel, um einen peinlichen Accounting-Skandal schnell hinter sich zu lassen. Denn wie sich im Herbst herausstellte, hatte ein Mitarbeiter seit 2021 Lieferkosten für kleine Pakete falsch angesetzt und somit Ausgaben von über 150 Mill. Dollar verschleiert. Macy’s legte die Zahlen zum dritten Geschäftsquartal in der Folge verspätet vor. Spring will nun zusätzliche Kontrollen einziehen, um ähnliche Fälle in Zukunft zu verhindern. Für den an Luxus gewöhnten CEO heißt es Ärmel hochkrempeln.