Wachwechsel

Marcel de Groot steigt bei Vodafone auf den Schleudersitz

Marcel de Groot übernimmt als Deutschlandchef von Vodafone keine leichte Aufgabe. Bisher gewinnt die Konkurrenz im Mobilfunk Marktanteile, und im Festnetz laufen die Kunden davon.

Marcel de Groot steigt bei Vodafone auf den Schleudersitz

Marcel de Groot steigt bei Vodafone auf den Schleudersitz

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Marcel de Groot löst Philippe Rogge als Deutschlandchef von Vodafone ab. Der Manager ist seit 2008 im Konzern und war schon in anderen Landesgesellschaften tätig.

Keine zwei Jahre nach seiner Bestellung räumt Philippe Rogge (54) als Chef von Vodafone Deutschland schon wieder seinen Posten. Er wird abgelöst durch den bisherigen Privatkundenvorstand Marcel de Groot (56). Keine Frage: Den Managern an der Spitze der wichtigsten Landesgesellschaft des britischen Mobilfunkkonzerns mangelt es an Fortune. Das gilt vor allem für Rogge und seinen glücklosen Vorvorgänger Jens Schulte-Bockum, für die der Chefsessel nach kurzer Zeit zum Schleudersitz wurde, jedoch letztlich auch für den Österreicher Hannes Ametsreiter, der sieben Jahre die Geschäfte führte.

Marktanteile verloren

Der im Marketing stets vollmundige Ametsreiter erweckte bei den Kunden Erwartungen, die Vodafone dann nicht einlösen konnte. Rogge, der viele Jahre in unterschiedlichen Rollen bei Microsoft tätig gewesen war und aufgrund seiner mangelnden Erfahrungen im heutigen Telekommunikationsgeschäft bei Branchenbeobachtern von Beginn an auf Skepsis gestoßen war, ging es mit leisen Tönen an. Ihm wurde jedoch eine unglückliche Gemengelage zum Verhängnis: Preiserhöhungen im Festnetz kosteten den Konzern Abonnenten. Im Mobilfunk, wo die Kundenzahl wieder leicht zulegte, blieb der Zuwachs gleichwohl hinter dem Wettbewerb zurück. Telekom und vor allem Telefónica Deutschland nutzten die Schwäche von Vodafone für Marktanteilsgewinne.

Neues Narrativ

Während Rogge sich vom Narrativ der Konkurrenten verleiten ließ, dass sich neue Kunden primär durch eine stete Verbesserung der Netzinfrastruktur anlocken lassen, signalisiert die Bestellung von Marcel de Groot möglicherweise einen Sinneswandel. Als Privatkundenvorstand dürfte der Manager sich neben der Neugewinnung schon stärker mit Service und Kundenbindung beschäftigt haben. Wie von Insidern zu hören ist, hat in der Führungsebene des Konzerns unter Margherita Della Valle ein gewisses Umdenken eingesetzt, was die Allokation von Investitionen angeht. Sie sollen nicht mehr nur in Infrastruktur, sondern vermehrt auch in Kundenzufriedenheit fließen, was sich in anderen Märkten als ertragreich erwiesen habe.

Entsprechend hebt Vodafone de Groots Erfahrungen als Chief Commercial Officer bei Vodafone Ziggo in den Niederlanden sowie als Director of Consumer bei Vodafone Irland hervor. In Düsseldorf hatte der Manager 2022 die Nachfolge von Andreas Laukenmann angetreten, der zum Konkurrenten Telefónica Deutschland gewechselt war.

Gewicht gewonnen

„Wir werden weiter unsere Hausaufgaben machen“, so de Groot. „Gleichzeitig werden wir auf Angriff schalten“, lässt sich der neue Deutschlandchef in der Mitteilung von Vodafone zitieren. Letzteres wird für den Konzern wichtig sein, denn die deutsche Tochter ist nach dem Verkauf der Aktivitäten in Spanien und Italien das mit Abstand wichtigste Asset von Vodafone und gewinnt im Verhältnis nun nochmals deutlich an Gewicht.

Wie Vodafone-Finanzchef Luka Mucic im Interview der Börsen-Zeitung deutlich machte, betrachtet er das Investitionsbudget für die deutsche Tochter als angemessen. Entsprechend wird nach der Transaktion in Italien auch die Ausschüttung in Gestalt von Aktienrückkäufen hervorgehoben. Als neues Wachstumsfeld, auch gerade in Deutschland, hat der Konzern das Geschäftskundenterrain ausgemacht, ein Bereich, der allerdings stark umkämpft ist und – zumindest der Telekom – eher weniger Freude macht. De Groot wird sich nach der Decke strecken müssen.