Nach zwei Jahrzehnten bei Privatbank

Marcus Vitt zieht sich aus Vorstand von Donner & Reuschel zurück

Markus Vitt, seit 14 Jahren Vorstandschef von Donner & Reuschel, kündigt seinen Abschied aus dem Vorstand der Privatbank an. Er will dem Institut als Berater verbunden bleiben.

Marcus Vitt zieht sich aus Vorstand von Donner & Reuschel zurück

Vitt verlässt Donner & Reuschel

Von Detlef Fechtner, Frankfurt,
und Carsten Steevens, Hamburg

Marcus Vitt war schon da, als es Donner & Reuschel noch gar nicht gab. 2002 heuerte Vitt bei der zur Signal-Iduna-Gruppe gehörenden Conrad Hinrich Donner Bank an und wurde deren Vorstandsmitglied. Nachdem sieben Jahre später das in Hamburg ansässige Bankhaus Donner den Wettbewerber Reuschel & Co. übernommen hatte – die im Verlauf der Finanzkrise staatlich gestützte Commerzbank musste die Münchener Privatbank aufgrund von EU-Auflagen im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank verkaufen -, wurde Vitt im April 2010 Vorstandssprecher der Donner & Reuschel AG.

Diese Position wird er im Spätsommer aufgeben. Er habe den Aufsichtsrat gebeten, seinen Vorstandsvertrag Ende des Jahres nicht mehr zu verlängern, schreibt Vitt in einer internen Mail. Das Kontrollgremium habe seinem Wunsch zugestimmt, bereits Ende September Abschied aus dem Vorstand zu nehmen. Er werde der Bank gleichwohl als Berater verbunden blieben. Vitt, am 4. März 1966 in Siegen geboren, erklärt zu seinen Beweggründen für diesen Schritt, er wolle in der Bankbranche „noch mal eine neue Herausforderung annehmen“.

Ägide bei Signal-Iduna-Tochter

Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann hatte Vitt seine berufliche Karriere Ende der 1980er Jahre bei der BfG Bank gestartet. 1995 wechselte er zur Berliner Volksbank, bevor ihn im Januar 2002 der Weg zu der Privatbank führte, für die er bis heute tätig ist. In den vergangenen 22 Jahren sei unter seiner Ägide aus der Privatbank Conrad Hinrich Donner die Donner-&-Reuschel-Gruppe geworden, resümiert Vitt in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung des Bankhauses.

„Das war eine aufregende Zeit, und ich durfte viel gestalten.“ Seit 2002 habe sich die Bilanzsumme der Bank mehr als versechsfacht, der Zinsüberschuss habe sich verzehnfacht, die Mitarbeiterzahl in etwa verdreifacht.

Martin Berger, Signal-Iduna-Finanzvorstand und Aufsichtsratsvorsitzender des Privatbankhauses, erklärte, Vitt habe als „Architekt von Donner & Reuschel“ die Bank zu dem gemacht, was sie heute ist. „Wir danken Marcus Vitt für seine bemerkenswert erfolgreiche Arbeit.“ Neben der Übernahme von Reuschel sei Vitt für die Übernahme des Verwahrstellengeschäfts der Hamburger Privatbank Berenberg verantwortlich gewesen. In der Niedrigzinsphase habe er das Provisionsgeschäft deutlich ausgebaut. „Donner & Reuschel ist als Privatbank mit einem klaren Profil im Markt positioniert und damit gut für die Zukunft aufgestellt.“

Bestens vernetzt

Vitt gilt in der norddeutschen Finanzlandschaft als bestens vernetzt. Zu den Mandaten des 58-Jährigen gehörte unter anderem von 2014 an der Vorsitz des Bankenverbandes Hamburg, der sich 2021 mit den Regionalverbänden Bremen und Niedersachsen zum Norddeutschen Bankenverband zusammenschloss. 2023 gab Vitt den Vorsitz ab. Ende 2022 wurde er bei der Wahl des Börsenrats der Börse Hamburg für die Periode von 2023 bis 2025 zum Vorsitzenden des zentralen Börsenorgans gewählt. Dieses Amt könnte Vitt auch nach seinem Ausscheiden bei Donner & Reuschel weiter führen.

Dass der Abschied des langjährigen Vorstandssprechers mit Überlegungen für einen möglichen Zusammenschluss der Signal-Iduna-Banktochter mit der ebenfalls in Hamburg ansässigen Privatbank M.M. Warburg & Co. zusammenhängen könnte, wurde im Umfeld der beiden Häuser am Montag als „mutige Spekulation“ bezeichnet. Dass bei der Suche nach neuen Investoren für die durch den Cum-ex-Skandal erschütterte Warburg Bank über eine „Hamburger Lösung“ nachgedacht werde, liege auf der Hand, sagte ein Kenner der Hamburger Bankenlandschaft der Börsen-Zeitung. Man fange ein Fusionsverfahren aber eher nicht damit an, dass man den Vorstandschef einer der möglicherweise beteiligten Banken vom Spielfeld nimmt. „Fusionen müssen auch gemanagt werden.“

Für den Verkaufsprozess der Warburg Bank sind die Kanzlei Latham und die Investmentbanker von Perella Weinberg engagiert worden. Laut Finanzkreisen wurden bisher nur Infopakete versendet, und es gibt eine Handvoll Kaufinteressenten, aber noch keine Offerten. Mit unverbindlichen Angeboten wird in ein oder zwei Monaten gerechnet.

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