Masahiko Mori bei Ex-Gildemeister kurz vor dem Ziel
mf – Schon in wenigen Tagen könnte der japanische Familienunternehmer Masahiko Mori das beste Geschäft seines Lebens mit Erfolg abgeschlossen haben: Am 11. März läuft die Annahmefrist für sein Übernahmeangebot an die Aktionäre des Bielefelder Werkzeugmaschinenbauers DMG Mori Seiki ab, der früher Gildemeister hieß. Das angestrebte Minimum beträgt 50 % plus eine Aktie.Der 53-jährige Chef der japanischen Mori Seiki, dem 2,7 % der Familienfirma gehören, zählt zur kleinen Elite der globalisierten Manager in Japan. Der Vater von zwei Söhnen spricht gut Englisch, ist leidenschaftlicher Unternehmer und kennt sich als promovierter Ingenieur auch in den operativen Niederungen bestens aus. “Er denkt strategisch, aber kann auch jedes Detail seiner Werkzeugmaschinen erklären”, weiß Roger Zbinden, Chef der Schweizer Außenwirtschaftsförderung in Tokio. Deutsche und Schweizer Hersteller seien seine Vorbilder, weil sie nach Präzision strebten.Das Know-how von Mori kam jedoch zunächst nicht der Familienfirma zugute. Wegen seines strengen Vaters flüchtete er früh von zu Hause und arbeitete zunächst acht Jahre für das Handelshaus Itochu. Gerade freute er sich mit seiner Frau über das Angebot einer Versetzung nach Düsseldorf, als ihn die Familie doch in die Pflicht nahm.Die Firma Mori Seiki wurde 1948 von drei Mori-Brüdern gegründet – Seiki ist die Abkürzung des japanischen Worts für Präzisionsmaschinen. Zuerst wurde sie von seinem Onkel und dann von seinem Vater Yukio Mori geleitet. Doch der alte Mori hatte früh gesundheitliche Probleme und berief deswegen seinen Sohn als Nachfolger. Schon 1999 überließ er dem damals erst 37-Jährigen den Chefsessel.Sein Lebensmotto hatte Mori bereits damals auf Englisch mit “V.S.O.P.” abgekürzt: “Bis zum Alter von 30 arbeitet man mit Vitalität, bis 40 erwirbt man Eigenheiten, bis 50 vereint man Originalität in sich und über 50 gedeiht die Persönlichkeit”, erklärt Mori die Abkürzung. Seine Mitarbeiter warnt er gerne vor der falschen Reihenfolge.Dann kam die schicksalhafte Begegnung mit Gildemeister-CEO Rüdiger Kapitza. Der sechs Jahre ältere Deutsche fand in Mori Seiki einen starken Partner, um über eine Kapitalverschränkung teure Bankkredite abzulösen. Und der Japaner rechnete sich kühl die Chance aus, im Verbund mit Gildemeister zum Weltmarktführer zu werden. Nach innen Synergien nutzen, nach außen den Weltmarkt optimal ausschöpfen – so sind die beiden Firmen seit dem Frühjahr 2009 bei Vertrieb, Marketing und Forschung immer enger zusammengewachsen. Zuletzt wurde eine gemeinsame Steuerung für die Maschinen entwickelt.Eigentlich hatte Kapitza stets eine “Fusion unter Gleichen” bis 2020 in Aussicht gestellt. Da Gildemeister deutlich ertrags- und finanzstärker ist, hätte dies in letzter Konsequenz eine Übernahme der Japaner bedeutet – für den Familienunternehmer Mori nicht tragbar. Also handelten Mori und Kapitza eine Übernahme aus. Sollten die Japaner mehr als 75 % der Anteile bekommen, würde Kapitza die deutsche Mori Seiki noch einige Jahre leiten und dann den Vorsitz des Verwaltungsrates übernehmen. Für seine Hobbys Rudern und Golfen dürfte Mori dann noch weniger Zeit haben.