Von Norbert Kuls, New York

Mellody Hobson ist eine Ausnahmeerscheinung in der amerikanischen Wirtschaft. Als Co-Vorstandsvorsitzende von Ariel Investments in Chicago ist sie eine der wenigen Afroamerikanerinnen an der Spitze eines – gleichwohl eher kleinen – Vermögensverwalters. Aber Hobsons Einfluss geht weit darüber hinaus. Vor dem Hintergrund der Rassismusdebatte und des wachsenden Drucks auf mehr Vielfalt in den Führungsetagen amerikanischer Unternehmen ist die mit Star-Wars-Regisseur George Lucas verheiratete Managerin eine gefragte Vermittlerin von afroamerikanischen Spitzentalenten geworden. „Wir müssen hier bei Ariel in unserer Freizeit auch noch Headhunter sein“, scherzte Hobson kürzlich im „Wall Street Journal“. Personalfragen und Vielfalt spielen auch bei der neuen Aufgabe von Hobson eine zentrale Rolle. Ab dem heutigen Mittwoch wird sie, wie bereits im Dezember avisiert, neue Chairwoman, also Vorsitzende des Verwaltungsrats, der Kaffeekette Starbucks, dem sie seit 2005 angehört. Damit ist sie die einzige schwarze Frau in einer solchen Rolle bei einem im US-Aktienindex­ S&P 500 vertretenen Unternehmen. Hobson, die auch im Verwaltungsrat der Großbank J.P. Morgan sitzt, folgt auf Myron Ullman, den ehemaligen Vorstandschef der Kaufhauskette J.C. Penney. „Ich bin die Leiterin der Band“, erläutert Hobson ihre Rolle in dem Aufsichtsgremium. Die Tatsache, dass sie eine „Person of Color“, also nicht weiß sei, füge der Geschichte von Starbucks eine „faszinierende Dimension“ hinzu. Zweifel, dass die 51 Jahre alte Managerin ihre Aufgabe mit Bravour erledigen wird, gibt es keine. Die als Tochter einer alleinerziehenden Mutter in finanziell prekären Verhältnissen aufgewachsene Absolventin der Eliteuni Princeton hat eine lange Liste prominenter Fans – darunter Hollywood-Mogul Jeffrey Katzenberg und Facebook-Spitzenmanagerin Sheryl Sandberg.

Befreundet ist Hobson auch mit Rosalind „Roz“ Brewer, der neuen Vorstandschefin der größten amerikanischen Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance. Walgreens warb Brewer, die erste Afroamerikanerin an der Spitze eines Dow-Jones-Unternehmens, kürzlich ausgerechnet von Starbucks ab, wo sie für das operative Tagesgeschäft verantwortlich gewesen war. Hobson sieht das im Gesamtkontext positiv. „Natürlich wollten wir Roz bei Starbucks nicht verlieren. Aber das Ergebnis ist gut für sie und für schwarze Frauen.“