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Meng unter Tränen im Gerichtssaal

nh - Von einem Happy End kann noch lange nicht die Rede sein, aber die Erleichterung ist enorm: Im Fall um die Inhaftierung der Finanzchefin des chinesischen Technologieriesen Huawei, Meng Wanzhou (46), in Kanada und ein US-Auslieferungsverfahren...

Meng unter Tränen im Gerichtssaal

nh – Von einem Happy End kann noch lange nicht die Rede sein, aber die Erleichterung ist enorm: Im Fall um die Inhaftierung der Finanzchefin des chinesischen Technologieriesen Huawei, Meng Wanzhou (46), in Kanada und ein US-Auslieferungsverfahren wegen des Verdachts auf verbotene Iran-Geschäfte von Huawei gibt es ein einigermaßen versöhnliches Zwischenergebnis. Nach dreitägigen Gerichtsverhandlungen in Vancouver wurde einem Haftverschonungsantrag stattgegeben. Die Tochter des Konzerngründers Ren Zhengfei und Mutter von vier Kindern aus zwei Ehen wird das nervenzehrende und vermutlich langwierige Verfahren um eine Auslieferung in die USA damit nicht in einer Zelle durchstehen müssen.In China ist die von US-Justizbehörden veranlasste Festnahme bei einem Flugzeug-Zwischenstopp in Vancouver mit einer gigantischen Empörungswelle quittiert worden. Man sieht Meng als Opfer einer Intrige an, mit der die USA im Handelskonflikt mit China, der auch ein Technologiestreit ist, Druck ausübt und ein chinesisches Spitzenunternehmen samt seiner Gründerfamilie zu “erledigen” versucht. Angesichts der enormen diplomatischen Verwicklungen in der Dreiecksbeziehung zwischen China, Kanada und den USA gibt es nun Hoffnung auf eine Verschnaufpause, denn eine humane Behandlung von Meng scheint gesichert, was für Chinas aufgebrachte Netzgemeinde zunächst als wichtigste Botschaft gilt.Nach zähem Ringen vor Gericht hat man sich auf eine Lösung geeinigt, die unter strengen Sicherheitsauflagen und der Leistung einer Kautionszahlung von 10 Mill. kan. Dollar (6,6 Mill. Euro) einen Verbleib von Meng im Raum Vancouver gewährleisten soll. Nach der Beschlussfassung brandete Beifall im Gerichtssaal auf, während Meng Tränen vergoss. Als glücklicher Umstand der tristen Angelegenheit erweist sich nun, dass Vancouver seit vielen Jahren ein Feriendomizil und eine zweite Heimat für Meng und ihre Familie abgibt. Die für ihre hohe Lebensqualität gerühmte Pazifikmetropole ist ein Tummelplatz für reiche chinesische Auswanderer und ein Magnet für Immobilienkäufer aus dem Reich der Mitte.Meng, die Vancouver seit 15 Jahren regelmäßig besucht, hatte im 2009 dort ein Haus gekauft und drei ihrer Kinder dort teilweise auf die Schule geschickt. Dabei pflegte sie regelmäßig den August in Vancouver zu verbringen. Vor zwei Jahren erwarb das Ehepaar Meng ein zweites größeres Eigenheim, das auf einen Marktwert von gut 16 Mill. kan. Dollar veranschlagt wird. Für eine Unterbringung in vertrauter Umgebung bei Wahrung der mit nächtlichem Hausarrest verbundenen Sicherheitsauflagen ist also gesorgt. Die nächste Verhandlung im Auslieferungsverfahren ist auf den 6. Februar festgesetzt.