Metro holt Würth-Manager an die Spitze
ab
Am Montag war es nur noch eine Formalie: Zum 1. Mai bekommt der Handelskonzern Metro mit Steffen Greubel einen neuen Vorstandschef. Der Aufsichtsrat votierte einstimmig für den 47-Jährigen, wie es heißt. Am Freitagabend hatte sich das Aufsichtsratspräsidium bereits mit der entsprechenden Personalie an die Öffentlichkeit gewandt. Die Einstimmigkeit bei der Wahl ist bedeutsam, weil sich damit alle Großaktionäre gemeinsam auf einen Nachfolger für Olaf Koch verständigt haben. Damit sollte dem bisherigen Würth-Manager, der einen Dreijahresvertrag unterzeichnete, zumindest der Einstieg bei Metro erleichtert werden.
Schrauben und Digitales
Aktuell ist Greubel noch Mitglied der Konzernführung der Würth-Gruppe, die in der Breite vor allem für ihre Schrauben bekannt ist. Bei dem Familienunternehmen leitete Greubel das Kerngeschäft und verantwortete nach den Angaben auch alle strategischen Projekte – inklusive der digitalen Transformation. Greubel, der seit dem Jahr 2014 für den Schraubenhersteller tätig ist, bringt aber eine weitere wichtige berufliche Station mit: Von 2000 bis 2014 war er für die Unternehmensberatung McKinsey in der Sparte Retail & Consumer Goods Practice tätig. Sein funktionaler Fokus lag auf den Themen Vertrieb, operative Prozesse und Transformation. In dieser Rolle war er nach den Angaben auch für Metro unterwegs. Damit kennt Greubel den Handelskonzern zumindest mehr als vom reinen Hörensagen.
Doch wenngleich Greubel die Großaktionäre – der Tscheche Daniel Kretinsky (gut 40 %) und die beiden Metro-Gründungsaktionäre Beisheim und Meridian, die zusammen mehr als 23 % halten – hinter sich weiß, steht der Manager vor großen Herausforderungen. „Steffen Greubel ist der richtige CEO, um die nächste Phase von Metro als reines Großhandelsunternehmen erfolgreich zu leiten“, spendet Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann Vorschusslorbeer. Greubel sei eine starke Führungspersönlichkeit, kenne die Herausforderungen des Großhandelsgeschäfts und verfüge über breite Einblicke in die Handels- und Konsumgüterindustrie.
Fokus auf Gastronomie
Greubels Vorgänger Koch, der Ende 2020 die Segel gestrichen hatte, hatte die Metro über die Jahre zum reinrassigen Großhändler zurückgeschnitten und sich dabei von den Warenhäusern Galeria Kaufhof, dem Geschäft für Unterhaltungselektronik Media-Saturn sowie dem unter Real verbliebenen Lebensmitteleinzelhandel getrennt. Greubels Aufgabe ist es nun, das Geschäft mit den Kernzielgruppen – allen voran aus Gastronomie und Hotellerie (Horeca) – auszubauen.
Dabei muss er insbesondere auch mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zurechtkommen. Gehört die Horeca-Zielgruppe doch zu den am schwersten vom Lockdown während der Coronapandemie betroffenen Branchen.
Zudem muss der einstige McKinsey-Berater den chronisch renditeschwachen Handelskonzern profitabler machen und zugleich auf den Wachstumskurs zurückführen. „Ich bin fest entschlossen, das Wachstum zu beschleunigen und gleichzeitig Werte für Metros Kunden und Aktionäre zu schaffen“, wird der künftige Vorstandschef zitiert.