Michael Thamm sagt Genua Addio
tkb/po – Der deutsche SchifffahrtExperte Michael Thamm hatte gewiss keine leichte Aufgabe vor sich, als er im Sommer 2012 das Amt des CEO bei Italiens angeschlagener Kreuzschifffahrtgesellschaft Costa Crociere übernahm. Das Image des 1854 gegründeten Traditionshauses, des eigentlichen Aushängeschilds der Hafenstadt Genua, war nach dem Unglück der “Concordia” mit 32 Toten nahe der Mittelmeerinsel Giglio im Januar des Jahres auf ein Allzeittief gesunken.Nach dem mehr oder weniger erzwungenen Rücktritt des italienischen Top-Managements wurde der damalige Aida-Chef Thamm als neuer Unternehmenschef in Genua eingesetzt. Heute verzeichnet Costa Crociere, Tochtergesellschaft des börsennotierten US-Konzerns und Weltmarktführers bei Kreuzfahrten, Carnival, wieder Rekordergebnisse. Der in Rostock beheimatete deutsche Kreuzfahrt-Marktführer Aida wird im Konzern als Tochter von Costa geführt.Jetzt zeichnet sich unter Thamms Führung eine weitreichende Neuordnung der europäischen Carnival-Aktivitäten ab, die gerade in Italien für Aufsehen sorgt. Denn nun sollen gleich vier Costa-Sparten mit insgesamt 161 Beschäftigten von Genua nach Hamburg wechseln. Dort entsteht mit Hilfe von Lufthansa Technik ein neues Marine Operations Center “Carnival Maritime”, in welches auch die Tätigkeiten von Costa Asia einfließen sollen. Vom Transfer betroffen sind die Abteilungen Marine Operations, Medical Department, Hotel Maintenance und Purchase Technical Department. Diese werden mit den jeweiligen Abteilungen von Aida fusioniert. Das nautische Dienstleistungszentrum wird für die derzeit insgesamt 25 Schiffe von Aida und Costa zuständig. Es wird vom gegenwärtigen Vice President Marine Operations Aida Cruises, Jens Lassen, geleitet. Carnival hatte im vergangenen Jahr bereits mit der Werft Blohm + Voss einen Vertrag unterzeichnet, wonach die Costa- und Aida-Schiffe nur noch in Hamburg gewartet werden.Von Costa bleiben in Genua vorerst Marketing, Produktentwicklung und Gästebetreuung. Der italienische Manager Neil Palomba übernimmt am 1. Februar die Aufgabe des Präsidenten von Costa Crociere in Genua, wird aber, wie Lassen, dem an die Elbe wechselnden CEO Thamm gegenüber verantwortlich sein. Der derzeitige Senior Vice President Pacific Asia & China, Buhdy Sin Bok, wird Präsident von Costa Asia in Schanghai.Die italienischen Gewerkschaften haben für Wochenbeginn zu einem vierstündigen Proteststreik aufgerufen. Zudem wollen die Gemeinde Genua, die Hafenbehörde und die Region Ligurien am Sitz des Mutterkonzerns Carnival Corporations in Miami versuchen, den Umzug zu verhindern.Bereits während seines Betriebswirtschaftsstudiums hatte sich der aus Dresden gebürtige, 51-jährige Thamm auf die Schifffahrt spezialisiert. Er begann seine Karriere bei der Deutschen Seefahrt, wechselte aber bald zur Kreuzfahrtbranche. Als Senior Vice President wurde er 1993 für den Aufbau und die Entwicklung von Aida Cruises zuständig.