Milliardär John Malone baut sein Imperium um
Milliardär John Malone baut Imperium um
Ein König nimmt große Veränderungen in seinem Reich vor: Der milliardenschwere US-Medienunternehmer John Malone strebt mit 83 Jahren nach einer Verschlankung seines Geschäftsimperiums. Im September trennte er den Satellitenradioanbieter SiriusXM von der Holding Liberty Media und brachte ihn an die Börse. Mitte November machten seine Manager dann einige komplexere Deals öffentlich: Der Kabelnetz-Riese Charter Communications soll seinen bisherigen Großaktionär, Malones Kabelnetz-Gesellschaft Liberty Broadband, übernehmen. Und Liberty Media will ihr Live-Entertainment-Geschäft abspalten.
Fokus auf Formel 1
Die Formel 1 als strahlkräftigste Marke soll ebenso im Portfolio verbleiben wie die Mutter der Motorrad-Eliteklasse MotoGP – die spanische Dorna Sports, an der die Malone-Gesellschaft spätestens ab dem kommenden Jahr 86% halten will. Die Liberty Live Group, zu der eine Beteiligung von mehr als einem Drittel an der Konzertpromotion Live Nation gehört, soll hingegen im zweiten Halbjahr 2025 an die Börse gehen. Der erst Anfang 2024 übernommene Ticketing-Anbieter Quint wandert im Austausch für private Assets von der Formula 1 Group in die neue, eigenständige Entertainment-Gesellschaft.
Medienmogul Malone, wegen seiner kompromisslosen Geschäftspraktiken auch als „Cable Cowboy“ bezeichnet, will es dabei noch einmal wissen. So soll Liberty-Media-CEO Greg Maffei mit Ablauf seines Vertrags Ende 2024 abtreten, während der milliardenschwere Eigner selbst interimsweise die Führung übernimmt. Der 1941 in Connecticut geborene Sohn eines Ingenieurs war in den vergangenen Jahrzehnten zwar eher im Hintergrund aktiv. Doch mit seinem jüngsten Schritt untermauert er seine Selfmade-Mentalität. Seine Karriere begann der studierte Elektrotechniker und Ökonom nach einem Abschluss in Yale 1963 beim Forschungsunternehmen Bell Labs.
Ruf als skrupelloser „Cable Cowboy“
Darauf häufte er noch weitere Abschlüsse in einem berufsbegleitenden Programm der New York University an und promovierte an der renommierten Johns Hopkins University. Nach Stationen bei McKinsey und Fernsehausrüstern stieg er 1973 zum CEO von Tele-Communications Inc. (TCI) auf – bei der er seinen Ruf als skrupelloser Kabelbaron begründete. Malone baute das in Denver, Colorado, ansässige Unternehmen durch eine Reihe an Übernahmen aus. Nach einem gescheiterten Merger mit Bell Atlantic im Jahr 1994 schlug AT&T 1999 für insgesamt 48 Mrd. Dollar bei TCI zu.
Malone, dessen Vermögen das Magazin „Forbes“ heute auf 10,8 Mrd. Dollar schätzt, rückte darauf an die Spitze von Liberty Media. Die Holding hatte er 1991 von TCI getrennt und einige Jahre später wieder mit der Mutter vereinigt, um sie ab Ende des Jahrzehnts als eigenständiges Unternehmen zu führen.
Nach der Abspaltung von AT&T im August 2001 arbeitete Malone mit hoher Frequenz an neuen Deals. Durch einen Asset-Tausch mit Rupert Murdochs News Corp. sicherte er sich 2007 die Kontrolle über das Baseball-Franchise Atlanta Braves und den Satellitenfernsehanbieter DirecTV, die nach Spin-Offs inzwischen auch nicht mehr Teil von Liberty Media sind. Ende 2016 folgte die Übernahme der Formula One Group, die von einem stark gewachsenen Faninteresse in den USA profitiert. Zuletzt hat die wohl wichtigste Marke im Liberty-Portfolio den operativen Gewinn wiederholt gesteigert, im dritten Quartal lag er trotz leichter Umsatzrückgänge bei 110 Mill. Dollar.
Konzertboom treibt Live Nation
Für Live Nation ist indes ein Konzertboom nach der Corona-Pandemie zum Treiber geworden. Bis Ende Oktober verkaufte der Promoter im laufenden Jahr 144 Millionen Tickets und damit 3% mehr als im gleichen Zeitraum 2023, die Ausgaben von Festival- und Showbesuchern vor Ort zogen noch weit stärker an. Die Live-Nation-Aktie hat 2024 um rund 50% zugelegt. Der scheidende Liberty-Media-CEO Greg Maffei erwartet durch die Abspaltung des Geschäftszweigs wiederum die Chance, den Abschlag der Liberty-Live-Aktie zum Net Asset Value zu reduzieren. Malones Durst nach Deals, so glauben viele Beobachter an der Wall Street, dürfte auch nach dem Abschluss der Transaktion nicht gelöscht sein.