Moeller rückt an die Konzernspitze
Von Norbert Kuls, New York
Der amerikanische Konsumgütergigant Procter & Gamble bekommt einen neuen Vorstandschef. Der langjährige Finanzmanager Jon Moeller (57) wird den seit sechs Jahren amtierenden David Taylor (63) ab November an der Spitze des Konzerns ablösen. Procter & Gamble produziert eine breite Palette weltweit bekannter Marken, die von Babywindeln (Pampers), Rasierklingen (Gillette) bis zu Zahnpflege (Oral-B) reichen. Taylor wird dem Verwaltungsrat ab November weiter als „Executive Chairman“ vorstehen, was eine gewisse, für den Konzern nicht ungewöhnliche Übergangsphase suggeriert. Der designierte CEO Moeller war seit zwei Jahren für das operative Geschäft zuständig und galt damit als wahrscheinlichster Nachfolger von Taylor.
Moeller ist das, was Amerikaner einen „Lifer“ nennen, jemand, der sein ganzes Berufsleben bei einer Firma verbracht hat. Nach einem Biologiestudium und einem MBA-Abschluss an der renommierten Cornell University trat Moeller 1988 als Kostenanalyst für Lebensmittelprodukte bei Procter & Gamble ein und kletterte danach die Karriereleiter hoch. Seine Spezialität waren Finanzen, die er für verschiedene Sparten verantwortete, bevor er 2009 Finanzchef des Gesamtkonzerns wurde. Die Idee, sich bei Procter & Gamble zu bewerben, kam übrigens von seiner damaligen Cornell-Kommilitonin und späteren Ehefrau Lisa Sauer, die ein Praktikum bei dem Konzern gemacht hatte. Sauer machte dann ebenfalls Karriere bei Procter, ging aber Ende des vergangenen Jahres in den Ruhestand.
Nach Darstellung des amtierenden CEO Taylor ist die von langer Hand geplante Stabübergabe an einen intern aufgebauten Kandidaten ein Zeichen von Beständigkeit und Erfolg des Unternehmens. „Die Strategie, die wir haben, hat vor der Pandemie funktioniert, funktioniert während der Pandemie und wird auch nach der Pandemie noch gut funktionieren“, sagte Taylor dem „Wall Street Journal“. Der Verwaltungsrat habe zwar auch externe Kandidaten in Erwägung gezogen, aber letztendlich würde nur jemand von außen geholt, wenn das „Unternehmen nicht liefern“ könnte. Gleichwohl warnte Procter & Gamble am Freitag bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen vor nachlassendem Wachstum und steigenden Rohstoffpreisen. Schon im April hatte der Konzern Preiserhöhungen für eine Reihe von Haushaltsprodukten angekündigt, um den Kostendruck zu kompensieren. „Wir erleben einen der größeren Anstiege von Rohstoffkosten, seitdem ich damit zu tun habe, und das ist ein ziemlich langer Zeitraum“, sagte Moeller damals. Moeller ist bei Procter & Gamble auch als Architekt von Sparplänen in Milliardenhöhe bekannt. Die Analyse von Kosten hat er im Konzern ja von der Pike auf gelernt.