Musk auf gutem Weg zum Multi-Milliarden-Bonus
Von Norbert Kuls, New YorkElon Musk ist unkonventionell und vielleicht auch etwas verrückt. Unterschätzen sollte man den Vorstandschef des kalifornischen Elektroautoherstellers Tesla aber nie, egal wie übertrieben sein Ehrgeiz sein mag. Musk hat nämlich gerade den ersten Teil von Bonus-Zielvorgaben erreicht, die vor mehr als zwei Jahren noch als hochambitioniert galten: Weil der Börsenwert von Tesla in den vergangenen sechs Monaten im Schnitt über 100 Mrd. Dollar lag, stehen Musk jetzt Aktienoptionen im Wert von rund 730 Mill. Dollar zu. Es handelt sich dabei um den ersten Teil eines 12-stufigen Bonuspakets, das ihm bei Erreichen aller Ziele im Jahr 2028 eine Vergütung von knapp 56 Mrd. Dollar bringen würde – selbst für amerikanische Verhältnisse eine gigantische Summe.Musk, dessen Vermögen schon jetzt auf knapp 40 Mrd. Dollar geschätzt wird, hatte Ende Januar 2018 auf ein reguläres Gehalt verzichtet. Der Verwaltungsrat segnete stattdessen ein an bestimmte Meilensteine gekoppeltes Aktien-Vergütungspaket ab. Das dämpfte Spekulationen, dass Musk Tesla verlassen könnte. Der Tesla-Kurs hat sich seither mehr als verdoppelt und ist allein in diesem Jahr trotz Coronakrise um 87 % gestiegen. Zuletzt belief sich die Marktkapitalisierung bei 145 Mrd. Dollar – fast dreimal so viel wie die beiden US-Autohersteller General Motors und Ford zusammen. Musks weitere Bonus-Tranchen werden für jede 50 Mrd. Dollar fällig, um die der Börsenwert steigt. Damit er das ganze Paket erhält, muss der Wert von Tesla 650 Mrd. Dollar übersteigen.Musk, der immer wieder mit Twitter-Meldungen Aufsehen erregt, scheint der rapide Kursanstieg selbst nicht geheuer zu sein. “Tesla-Aktienkurs ist zu hoch”, twitterte er am vergangenen Freitag, woraufhin der Kurs umgehend um 10 % absackte.Musk hatte zuletzt nach Vorlage der Quartalsergebnisse auch die Beschränkungen infolge der Coranavirus-Pandemie scharf kritisiert. Als “faschistisch” bezeichnete er Ausgangssperren. “Gebt den Leuten ihre gottverdammte Freiheit zurück”, schimpfte er. Tesla musste wegen der Infektionsgefahren die Produktion am kalifornischen Standort Fremont aussetzen. Musk hält die Restriktionen für ein “zentrales Risiko” des Geschäfts. Trotzdem gelang es Tesla, im ersten Quartal einen kleinen Nettogewinn von 16 Mill. Dollar zu erwirtschaften. Damit war Tesla erstmals drei Quartale hintereinander profitabel. Analysten hatten mit einem Verlust kalkuliert. Auf KonfrontationskursAm vergangenen Freitag legte Musk noch mal nach. “Gebt den Leuten ihre FREIHEIT zurück”, twitterte er. “Ich verkaufe fast alle materiellen Besitztümer.” Analysten an der Wall Street wussten auch nicht genau, was sie von Musks Tiraden halten sollten. “Wir können die Beweggründe für die Abfolge der Tweets nur erahnen”, kommentierte Ben Kallo vom Wertpapierhaus Robert W. Baird. Er hält es für sehr ungewiss, dass Tesla in den kommenden zwei bis drei Quartalen wieder zu einem normalen Produktionsniveau zurückkehren wird.Mit Kommentaren zum Aktienkurs geht Musk auf Konfrontationskurs mit der Börsenaufsicht, die sich schon mehrfach mit seinen Twitter-Angewohnheiten beschäftigte. Nachdem Musk einmal fälschlicherweise die Finanzierung für einen potenziellen Börsenrückzug von Tesla als gesichert dargestellt und damit den Aktienkurs in die Höhe getrieben hatte, griff die SEC ein. Musk musste eine Strafe von 20 Mill. Dollar zahlen und den Vorsitz des Verwaltungsrats aufgeben. Zudem muss er sich potenziell marktbewegende Tweets jetzt von einem Juristen genehmigen lassen. Das hält ihn nicht davon ab, weiter gegen die SEC zu sticheln.In dieser Woche geriet Musk auch mit seiner Freundin, der kanadischen Sängerin Grimes, aneinander. Grimes hatte gerade einen Jungen auf die Welt gebracht, den das Paar X Æ A-12 taufte. Grimes erläuterte auf Twitter die Bedeutung des ungewöhnlichen Namens, der u.a. auf ein Aufklärungsflugzeug von Lockheed, die A-12, Bezug nimmt. Es sei der Vorläufer ihres Lieblingsflugzeugs “SR-17”, schrieb Grimes. “Keine Waffen, keine Verteidigung, nur Geschwindigkeit”. Musk korrigierte danach die Mutter seines sechsten Kindes, die offenbar die Zahlen verdreht hatte. “SR-71, aber ja.” Grimes` Antwort war für Musk eine härtere Lektion als alle Geldstrafen der SEC: “Ich erhole mich von einer Operation und lebe kaum noch, also mögen meine Tippfehler verziehen sein.”