Nachfolgediskussionen bei Evonik zu Engels rundem Geburtstag
Von Andreas Heitker, DüsseldorfZum runden Geburtstag gibt es üblicherweise Blumen, Geschenke und die besten Wünsche für die Zukunft. Dr. Klaus Engel, der am morgigen Donnerstag 60 Jahre alt wird, bekommt dagegen pünktlich zum Ehrentag eine öffentliche Nachfolgediskussion präsentiert. Eigentlich steht eine Entscheidung über den künftigen Vorstandsvorsitz beim Chemiekonzern Evonik noch gar nicht an, hat der Aufsichtsrat den Vertrag von Engel 2013 doch bis zum 31. Dezember 2018 verlängert. Aber es gilt als relativ sicher, dass der gebürtige Duisburger keine weitere Verlängerung anstrebt. Kullmann steht bereitZudem scheint ein geeigneter Nachfolger bereits jetzt gefunden: Christian Kullmann, seit Juli 2014 Strategievorstand, steht bereit und könnte bereits in absehbarer Zeit vom Aufsichtsrat auch offiziell zu Engels Stellvertreter gekürt werden. Im Konzern selbst wird diese Lösung im Grundsatz gar nicht dementiert. Es gehe um einen geordneten und verantwortungsvoll geplanten Übergang in der Unternehmensführung, heißt es bei dem MDax-Konzern. Zudem habe Engel Kullmann ja selbst in den Vorstand geholt und arbeite heute mit ihm eng und vertrauensvoll zusammen.Der gebürtige Gelsenkirchener Kullmann hat Wirtschaftsgeschichte studiert und nach einem Berufsstart bei der Deutschen Vermögensberatung sieben Jahre lang für die Dresdner Bank gearbeitet. Dr. Werner Müller machte den heute 47-Jährigen dann zu seinem Vertrauten und Kommunikationschef bei der damaligen RAG. Auch mit seiner Hilfe gelang es dem heutigen Chef der RAG-Stiftung, den Ausstieg aus dem deutschen Steinkohlenbergbau durchzusetzen und dabei auch den Industriekonzern Evonik zu formen. Zehn Jahre lang leitete Kullmann Kommunikation und Vorstandsbüro und wurde nach einer kurzen Übergangsphase als Generalbevollmächtigter dann in den Vorstand berufen.Engel steht bereits seit Anfang 2009 an der Evonik-Spitze – als Nachfolger von Müller. Der promovierte Chemiker hatte unter anderem schon für Veba, Hüls und Stinnes gearbeitet, als er 1999 in den Vorstand der Brenntag berufen wurde, dessen Vorsitz er zwei Jahre später übernahm. 2006 folgte der Wechsel zur RAG, wo er im Zuge der Neuaufstellung zunächst die Führung und Integration der damaligen Degussa übernahm. Mit ihm an der Spitze gelang Evonik schließlich auch der Börsengang.Als Moderator des einflussreichen Netzwerkes Initiativkreis Ruhr hat sich Engel zwei Jahre lang vor allem für eine Energiewende mit Augenmaß eingesetzt. Der bekennende Fan von Borussia Dortmund hat sich aber auch mit seinem sozialen und gesellschaftlichen Engagement einen Namen gemacht – zuletzt vor allem in der Flüchtlingskrise. Einwanderung, so sein Credo, dürfe nicht nur unter Kosten-Nutzen-Kalkülen betrachtet werden.