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Nachfolger für Plattner und Ellison gesucht

Von Stefan Paravicini, Frankfurt Börsen-Zeitung, 22.8.2015 Der Kampf um Marktanteile wird nicht nur in Forschung, Entwicklung und im Vertrieb ausgefochten, sondern auch auf der Tonspur und vor allem zwischen den Protagonisten auf der Chefetage...

Nachfolger für Plattner und Ellison gesucht

Von Stefan Paravicini, FrankfurtDer Kampf um Marktanteile wird nicht nur in Forschung, Entwicklung und im Vertrieb ausgefochten, sondern auch auf der Tonspur und vor allem zwischen den Protagonisten auf der Chefetage (“C-Suite”). Das gilt besonders für Branchen wie die Softwareindustrie, die mit ihrem Produkt kaum Chancen hat, die Kundschaft auf einer emotionalen Ebene zu mobilisieren. Es ist daher kein Zufall, dass gerade Unternehmerpersönlichkeiten wie SAP-Gründer Hasso Plattner oder sein Gegenüber beim Lieblingsgegner Oracle, Larry Ellison, über die Jahre für eine ganze Reihe verbaler Auseinandersetzungen gesorgt haben, die in den Unternehmen selbst und auch bei ihren Kunden fest zum Anekdotenschatz gehören.Plattner und Ellison haben auch mit Anfang 70 wenig von ihrem streitbaren Naturell eingebüßt, haben sich zumindest offiziell aber mittlerweile beide aus der operativen Verantwortung in ihren Unternehmen zurückgezogen. An der Spitze der hinter Microsoft je nach Marktabgrenzung abwechselnd führenden Softwareunternehmen stehen mittlerweile Mark Hurd (58) und Safra Katz (53) als Co-CEOs von Oracle und Bill McDermott (54), der bei SAP seit etwas mehr als einem Jahr allein das Sagen hat, nachdem sein Co Jim Hagemann Snabe (49) in den Aufsichtsrat gewechselt ist.Auch die junge Garde hat bereits die eine oder andere Nettigkeit ausgetauscht, etwa als Katz im vergangenen Jahr kurz nach der bislang größten Übernahme von SAP in ihrer Firmengeschichte laut darüber nachdachte, ob der Dax-Konzern wohl als Nächstes die Schnellrestaurantkette Dairy Queen übernehmen werde. Die Walldorfer hatten da gerade 8 Mrd. Dollar für das US-Unternehmen Concur und Software zum Management von Firmenreisen auf den Tisch gelegt. Ein echter Ellison, meinten Kommentatoren damals anerkennend zu dem Seitenhieb von Katz, die mit ihrer Anspielung die Wahl von Concur als Übernahmeziel für SAP ins Lächerliche zu ziehen suchte. Seither hatten Katz und Hurd vor allem mit den oft enttäuschenden Zahlen von Oracle zu tun, und die großen Töne in der Branche spuckt mittlerweile ein anderer.Marc Benioff (50), der mit dem von ihm gegründeten Cloud-Spezialisten Salesforce auf der Liste der größten Anbieter von Unternehmenssoftware zwar noch weit hinter den Top 3 Microsoft, Oracle und SAP liegt, hat es dabei ebenfalls vor allem auf den Wettbewerber aus Walldorf abgesehen.Das liegt zum einen daran, dass der Dax-Konzern nach den Übernahmen von einem halben Dutzend Cloud-Spezialisten für knapp 20 Mrd. Dollar in nicht einmal vier Jahren in diesem Geschäft wohl der härteste Konkurrent für Salesforce ist. Das liegt vielleicht auch daran, dass Benioff einst selbst ein Musterschüler von Oracle-Gründer Ellison war und deshalb lieber gegen den einzigen verbliebenen Europäer in den Top 10 der Softwarebranche austeilt. Möglich ist auch, dass Benioff nicht zuletzt deshalb die Lautstärke hochdreht, weil die leiseren Gespräche mit McDermott, die die beiden wohl in diesem Frühjahr über mögliche Kooperationen geführt haben, zu keinem Ergebnis kamen. Gut fürs GeschäftSAP habe den Olivenzweig ausgeschlagen, den Salesforce dem Wettbewerber gereicht habe, sagte Benioff vor wenigen Wochen bei einer Kundenveranstaltung in München. “Marc Benioff scheint einen großen Olivenhain zu pflegen, denn er reicht derzeit ziemlich viele Olivenzweige herum”, kommentierte SAP-Finanzchef Luka Mucic im Interview der Börsen-Zeitung trocken. Auch er weiß wohl, dass der fortgesetzte Radau in der Branche gar nicht so schlecht ist für das Geschäft.