Wettbewerbshüterin

Neelie Kroes 80

In seiner Zeit als EU-Kommissar kam Günther Oettinger fabelhaft mit Neelie Kroes aus. Als Oettinger jedoch noch baden-württembergischer Ministerpräsident war und mit der EU-Kommissarin Kroes über Beihilfen für die LBBW verhandeln musste, war das...

Neelie Kroes 80

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In seiner Zeit als EU-Kommissar kam Günther Oettinger fabelhaft mit Neelie Kroes aus. Als Oettinger jedoch noch baden-württembergischer Ministerpräsident war und mit der EU-Kommissarin Kroes über Beihilfen für die LBBW verhandeln musste, war das Verhältnis angespannt – um es vornehm zu sagen. Legendär, als Oettinger – mit einer Delegation hochrangiger Banker und Politiker aus Stuttgart – die Niederländerin im Brüsseler Berlaymont besuchte, um für weniger strenge Auflagen für die LBBW zu werben. Als er zur Sprache brachte, dass es ja immerhin auch um jede Menge Arbeitsplätze gehe, ließ ihn Kroes kalt abblitzen: „Wenn Sie den Sozialkommissar sprechen wollen, müssen Sie ein paar Türen weiter klopfen.“

Kurzum: Dass die studierte Ökonomin in ihrer Zeit als oberste europäische Wettbewerbshüterin den Beinamen „Steely Neelie“ (Stählerne Neelie) hatte, ist kein Zufall. Kaum im Amt, legte sie sich gleich mit den ganz Großen an. Einer ihrer ersten Wettbewerbsfälle richtete sich gegen Mi­crosoft. Recht undiplomatisch war auch ihre Kommunikation mit der deutschen Kreditwirtschaft. Wiederholt stellte sie das deutsche Dreisäulenmodell infrage und ätzte öffentlich gegen die WestLB und andere Landesbanken.

Ihre politische Karriere startete Kroes als Vertreterin der rechtsliberalen VVD – der Partei des heutigen Regierungschefs Mark Rutte – im Rotterdamer Stadtrat, bevor sie in die Tweede Kamer einzog und später niederländische Verkehrsministerin wurde. 2004 wechselte Kroes, die zuvor als Aufsichtsrätin für zahlreiche Unternehmen tätig war, in die EU-Kommission nach Brüssel. Neelie Kroes wird am Montag 80 Jahre alt.