Nach acht Jahren hat sich François-Xavier Roger (60), Executive Vice President und Chief Financial Officer von Nestlé, dazu entschieden, das Unternehmen zu verlassen und “neue berufliche Herausforderungen” anzunehmen. Welche dies sind, geht aus der Mitteilung des weltgrößten Lebensmittelkonzerns nicht hervor. So bleibt vorerst offen, ob der Abgang von Roger – dem von Analysten und anderen Marktakteuren attestiert wird, einen guten Job gemacht zu haben – notwendig war, um andernorts vielleicht einen CEO-Posten bei einem ähnlich bedeutenden Unternehmen anzutreten. Dafür gäbe es einen Musterfall: Paul Polman (66) war, von Procter & Gamble kommend, von 2006 bis 2008 Finanzchef des Schweizer Konzerns und zuletzt für einige Monate Leiter des Amerika-Geschäftes, bevor er im Januar 2009 die Rolle des CEO des Konsumgüterkonzerns und Nestlé-Rivalen Unilever (“Knorr”, “Magnum”) übernahm – nicht zuletzt, weil er damals im Kampf um die Konzernspitze von Nestlé Paul Bulcke (68) unterlegen war.

Freilich könnte der überraschende Abgang von Roger auch damit zusammenhängen, dass CEO Mark Schneider (57) angesichts steigenden Kostendrucks die Zeit für gekommen hielt, von einem Quereinsteiger – wie ihm selbst – frische Ideen zur Finanzierung und zu Einsparungen in den Executive Board einbringen zu lassen.

Der künftige CFO von Nestlé ist erstmals in der 157-jährigen Geschichte des Unternehmens eine Frau: Anna Manz, zurzeit Chief Financial Officer und Board-Mitglied der London Stock Exchange Group (LSEG). Die 49-Jährige wird gemäß der Mitteilung Finanzchefin und Mitglied der Konzernleitung von Nestlé, “sobald sie von ihren gegenwärtigen Aufgaben entbunden ist”. Bis zu ihrem Eintritt werde Roger seine Funktion weiter ausüben und eine nahtlose Übergabe sicherstellen.

Vor ihrer jetzigen Position in der LSEG war Manz CFO und Executive Director bei Johnson Matthey. Das britische Unternehmen raffiniert, recycelt und verarbeitet Edelmetalle, u.a. Platinmetalle in Katalysatoren. Davor hatte Manz 17 Jahre diverse Führungsfunktionen beim Spirituosenhersteller Diageo (“Johnnie Walker”) inne; so war sie Chief Strategy Director, CFO für die Region Asien/Pazifik und Schatzmeister der Gruppe.

Nestlé-CEO Schneider sprach Roger im Namen des Verwaltungsrats und der Konzernleitung herzlichen Dank aus. “Er hat uns bei der Ausgestaltung und Umsetzung unserer Wertschöpfungsstrategie unterstützt und uns dabei geholfen, Nestlé durch die makroökonomischen Turbulenzen der vergangenen drei Jahre zu steuern”, sagte der ehemalige Vorstandschef von Fresenius. “Gleichzeitig freuen wir uns sehr, Anna Manz bei Nestlé willkommen zu heißen.” Die Förderung von Wachstum und betrieblicher Effizienz hätten ihre Karriere geprägt. Der scheidende CFO sagte, er halte den Zeitpunkt für gekommen, seine Aufgaben zu übergeben. “Es ist mir wichtig, den nahtlosen Übergang zu Anna Manz sicherzustellen.” Am Kapitalmarkt kam die Mitteilung über den CFO-Wechsel nicht gut an: Der Nestlé-Kurs gab um mehr als 3% nach.