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Neu-CEO DiNello soll angeschlagene NYCB aus der Krise führen

Alessandro DiNello übernimmt die Führung der angeschlagenen NYCB und muss das Institut aus der Krise führen. Nach erfolgreicher Sanierung bei Flagstar Bank will er nun die internen Kontrollen bei NYCB verbessern.

Neu-CEO DiNello soll angeschlagene NYCB aus der Krise führen

Erfahrener Regionalbanker DiNello soll NYCB aus der Krise führen

xaw New York

Alessandro DiNello ist nach fast fünf Jahrzehnten in der Regionalbankenbranche eigentlich auf dem Weg in Richtung Ruhestand – und wird im Alter von 69 Jahren doch noch zur zentralen Figur im Drama der kleinen und mittelgroßen US-Geldhäuser. Denn "Sandro", wie er im Markt bekannt ist, soll die angeschlagene New York Community Bancorp (NYCB) aus einer Krise führen, in deren Verlauf die Aktie des Instituts mehr als zwei Drittel ihres Werts ausradiert hat. In der vergangenen Woche übernahm DiNello, Anfang Februar bereits zum Exekutivchef des Verwaltungsrats aufgestiegen, dafür auch die operative Leitung bei dem Institut aus Long Island und löste damit den unglücklich agierenden Thomas Cangemi an der Vorstandsspitze ab.

Mängel bei interner Kontrolle

Mit der Ernennung des Manns aus Michigan zum CEO sucht NYCB die Anlegernerven zu beruhigen. Denn zugleich musste das Geldhaus substanzielle Schwächen seiner internen Kontrollen einräumen und eine Abschreibung vermelden, die den Stammaktionären zurechenbaren Gewinn im vierten Quartal 2023 um zusätzliche 2,4 Mrd. Dollar belastet. Dabei hatte NYCB die Investoren bereits Ende Januar schockiert, als sie für das Schlussquartal 2023 einen überraschenden Verlust vermeldete und die Dividende zusammenstrich. Hintergrund waren höher als erwartet ausgefallene Rückstellungen für die Kreditrisikovorsorge, die aus dem hohen Exposure gegenüber dem Gewerbeimmobilienmarkt resultierten.

Die Bilanzsumme von NYCB ist nach der Akquisition von Flagstar 2022 und der Notübernahme des Großteils der Assets der kollabierten Signature Bank im vergangenen Frühling auf über 100 Mrd. Dollar gewachsen. Damit muss das Geldhaus härtere Kapital- und Liquiditätsvorgaben der Regulatoren erfüllen. Die Ratingagentur Moody's stufte NYCB nach der Quartalsveröffentlichung indes in den Ramschbereich herab und nahm am Freitag ein weiteres Downgrade auf B3 vor. Damit gelten die langfristigen Anleihen des Instituts als spekulativ und mit hohen Kreditrisiken versehen. Auch Fitch verpasste dem Geldhaus nun ein Junk-Rating.

Erfahrener Verkäufer

Dies dürfte es dem Institut laut Analysten erschweren, sich neue Liquidität über den Kapitalmarkt zu beschaffen. NYCB rückt angesichts dessen die Erfahrung von Neu-CEO DiNello an Verhandlungstischen in den Blickpunkt. Als Chef der Flagstar Bank, deren Aktie in seiner Amtszeit um über 230% zulegte, verkaufte er beispielsweise Immobilienkredite im Volumen von 278 Mill. Dollar zu vorteilhaften Konditionen an die Konkurrentin Customers Bancorp. Zudem fädelte er die Übernahme des Hauses, dem er seit 2013 vorstand und das er durch die Corona-Pandemie führte, durch NYCB ein.

Auch die Analysten der Investmentbank Raymond James & Associates bewerten DiNellos Ernennung positiv. Schließlich habe er bei Flagstar gezeigt, dass er bei einer kriselnden Bank das Ruder herumreißen könne, und eine starke Marke aufgebaut. So lancierte er eine Kreditplattform für Hausbauer – die Nachfrage nach Wohnraum übertrifft jene nach Büro- und Gewerbeflächen in den USA bei weitem.

Stark vernetzter Wirtschaftskopf

DiNello, der nach seinem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre am Haworth College of Business der Western Michigan University 1975 zunächst als Bankprüfer arbeitete, gilt als erfahrener Risikomanager. In der frühen Phase seiner Karriere arbeitete er in diversen Rollen für die Security Savings Bank, die 1994 von der Flagstar-Vorgängerin First Security Savings übernommen wurde. Heute sitzt er in mehreren Verwaltungsräten und engagiert sich prominent beim Wirtschaftsverband Business Leaders for Michigan.

Bei NYCB war der Manager schon vor seiner Ernennung zum Exekutivchef des Verwaltungsrats führendes Mitglied des Gremiums. In Interviews erklärte er eine für US-Verhältnisse recht enge Kontrolle des Managements zu seiner Aufgabe – liefen die Geschäfte in die falsche Richtung, müsse er "den Mut haben" einzugreifen.

Dafür war bei NYCB nun der Zeitpunkt gekommen. Bereits bei einer Analystenschalte Anfang Februar kam DiNello seinem Vorgänger Cangemi auffälligerweise bei einem Großteil der Fragen zuvor, was Marktteilnehmer als Zeichen für eine Wachablösung deuteten. Der neue Chef zeigt sich trotz "der jüngsten Herausforderungen" bezüglich der Ausrichtung der Bank "selbstbewusst". Er arbeite an der "Transformation" von NYCB "in eine größere, diversifiziertere Geschäftsbank", betonte DiNello nun.

Assetverkäufe in Aussicht

Unter seiner Führung werde die Bank „tun, was auch immer nötig ist“, um die erforderlichen Eigenmittel aufzubauen. Die harte Kernkapitalquote (CET1) von NYCB lag Ende 2023 mit 9,1% sowohl unter der angepeilten Marke von 10% als auch unterhalb des Werts von 9,5%, den Fitch als kritisch erachtet. DiNello stellte auch einen Verkauf nicht strategischer Assets als Möglichkeit in Aussicht, die Bilanz zu stärken. Nach den Moody's-Herabstufungen bedeutet dies eine schwierige Aufgabe, zumal die Ratingagentur weitere Downgrades erwägt. Für "Sandro" jedoch bietet sich somit eine Möglichkeit, sein Verhandlungsgeschick von Neuem unter Beweis zu stellen.

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