Neubürger wird KBA-Chefkontrolleur
mic/ds – Der frühere Siemens-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger steht wieder in der ersten Reihe eines deutschen Unternehmens. Beim Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer (KBA) agiert der 60-Jährige künftig als Aufsichtsratschef. Die Wahl erscheint naheliegend: Schließlich ist Neubürger bekannt dafür, Finanzdaten brillant analysieren zu können und daraus strategische Schlussfolgerungen zu ziehen. In der beratend-führenden Funktion des Aufsichtsratschefs dürften bei KBA diese Fähigkeiten besonders gefragt sein, schließlich hat das Unternehmen mit einer Branchenkrise zu kämpfen.Neubürger folgt bei KBA auf den ehemaligen HVB-Vorstandssprecher und späteren Unicredit-Aufsichtsratschef Dieter Rampl. Dieser hatte sein Amt kürzlich niedergelegt, weil er sein langjähriges Feriendomizil USA zu seiner neuen Heimat macht. Neubürger, der mit dem Aufkommen der Korruptionsaffäre Siemens verlassen hatte, war im Juni in das Kontrollgremium der Franken eingezogen. Auch die Deutsche Börse hat sich schon seine Dienste als Aufsichtsratsmitglied gesichert. Nach Rampls Abschied soll der Wiener Wirtschaftsprüfer Martin Hoyos in das Kontrollgremium von Koenig & Bauer einziehen.Bei KBA wird Neubürger keinen leichten Job haben. Die gesamte Druckmaschinenbranche befindet sich seit 2005 in einer schweren Krise, die nicht enden will. Den Druckmaschinenherstellern macht vor allem die Konkurrenz des Internets und des Digitaldrucks bei kleinen Auflagen zu schaffen. Es tobt ein gnadenloser Preiskrieg, obwohl Druckmaschinen zu den technisch anspruchsvollsten Maschinen überhaupt gehören. Vor allem Anlagen für die Produktion von Zeitungen und Printwerbung – das wichtigste Geschäft der Druckbranche – sind weniger gefragt. Der Markt für Bogenmaschinen ist von 5,5 Mrd. Euro (2005) auf 3,7 Mrd. Euro zusammengeschnurrt, bei Rollenmaschinen, die vor allem für den Zeitungsdruck verwendet werden, sackte er seit 2005 von rund 2 Mrd. auf nur noch 450 Mill. Euro ab. KBA ist vor allem bei Zeitungsmaschinen stark und hier mit 44 % unangefochtener Weltmarktführer.Die Würzburger sind zwar – im Gegensatz zum hochdefizitären Branchenprimus Heidelberger Druck – profitabel, doch die Gewinne fallen seit Jahren nur noch mager aus, und das trotz Streichung Tausender Stellen und eiserner Sparanstrengungen. Auch die Insolvenz der Nummer 3 Manroland Anfang 2012 hat die Überkapazitäten im Markt kaum beseitigt, da das Unternehmen zerschlagen wurde und die Einzelteile fortgeführt werden.