Neuer Alitalia-Chef macht "bella figura"
Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDer seit zwei Monaten amtierende Vorstandschef von Alitalia, der 48-jährige Australier Cramer Ball, hat bei seinem ersten offiziellen Auftreten in Rom “bella figura” (eine gute Figur) gemacht. Der einstige Chef der indischen Jet Airways hat zwar nur wenige – insgesamt sechs – italienische Worte gesprochen. Doch er hat eine Beschleunigung des Sanierungsplanes, einen Gewinn für 2017 und einen “Angriff” auf Lufthansa auf dem deutschsprachigen Markt angekündigt. Nachdem Alitalia im Vorjahr trotz sinkender Treibstoffpreise und eines international steigenden Passagieraufkommens noch einen Verlust von 200 Mill. Euro schrieb, zeigen sich auch italienische Flugexperten über eine mögliche aggressive Strategie gegenüber Lufthansa überrascht. Alitalia solle vorerst im Inland aufräumen, meinte Fachjournalist Paolo Stefanato von “Il Giornale”. Denn im Vorjahr avancierte Ryanair in Italien zur Numero Uno vor Alitalia.Cramer Ball hat bei seinem ersten Auftritt die neuen Uniformen des Alitalia-Flug-und Bodenpersonals präsentiert. Und damit bei den modebewussten Italienern gepunktet. Journalisten und Analysten haben die anlässlich des ersten Ball-Auftritts gezeigte Modeschau der neuerdings in Ferrari-Rot gekleideten Stewardessen mit großem Beifall belohnt. Selten widmeten die italienischen Medien in den letzten Jahren der einstigen nationalen Airline so viel Platz wie nach dem ersten Auftritt des Firmenchefs. Zweifellos handelte es sich um eine von Vizepräsident und Ex-Ferrari-Chef Luca di Montezemolo bis ins Detail vorbereitete Präsentation.Alitalia muss ihre Rosskur verschärfen. Die Sanierung soll nicht nur durch einen rigorosen Kostenabbau mit zahlreichen Streichungen von verlustreichen Kurzstreckenflügen im Inland und den bereits zum Teil durchgeführten Personalabbau erfolgen. Mittels Investitionen von 400 Mill. Euro sollen wenige neue Flugzeuge erworben werden. Das Flugpersonal wird künftig ganz in Rot, das Bodenpersonal ganz in Grün gekleidet sein. Neue Langstreckenflüge, etwa nach China oder Südamerika, sollen die Profitabilität verbessern und die Kundenbasis erweitern. Kurzum, nach einer über zehnjährigen Verlustperiode soll der einstige Staatsmonopolist Alitalia von 2017 an schwarze Zahlen schreiben. Das ist kein Kinderspiel.James Ball wurde von Etihad-Chef James Hogan mit dieser Aufgabe betraut. Ball gilt als Vertrauter seines Landsmannes Hogan. Ihm ist es bereits gelungen, die indische Jet Airways und Seychelles Airlines zu sanieren. Zudem wird er von einem Präsidenten flankiert, der als ehemaliger Ferrari-Chef und interimistischer Alitalia-CEO sein Geschäft bestens versteht: Luca di Montezemolo.Zweifellos werden Alitalia und Air Berlin, an der Etihad knapp 30 % hält, in Zukunft näher zusammenrücken. Dies hat Ball bei seinem Erst-Auftritt in Rom zu verstehen gegeben. Die Airline will im deutschsprachigen Markt aggressiver vorgehen. Was den Beteiligungserwerb von Air Malta (49 %) betrifft, so bestätigte Ball die Due Diligence.