Jürgen Otto

Neuer Heidelberg-Chef will Personalkosten bremsen

Bei Heidelberger Druckmaschinen ist seit Juli mal wieder ein neuer CEO am Werk. Als Nachfolger des vorzeitig ausgeschiedenen Managers Ludwin Monz will Jürgen Otto zunächst das Thema der steigenden Personalkosten anpacken. Es sei "ein zentrales Thema", sagt er.

Neuer Heidelberg-Chef will Personalkosten bremsen

Heidelberg-CEO will Personalkosten bremsen

kro Frankfurt

Bei Heidelberger Druckmaschinen versucht sich seit kurzem erneut ein frischer CEO an dem Kunststück, den von einem Strukturwandel geplagten Traditionskonzern endlich auf einen grünen Zweig zu bringen. Mit Jürgen Otto hat sich das SDax-Unternehmen einen Manager ins Haus geholt, der nicht nur langjährige Erfahrung in der deutschen Autozulieferindustrie, sondern auch in der Modebranche gesammelt hat – und der bei Heidelberg nun mit seinem „eigenen Stil“ und „ehrgeizigen Zielen“ das Ruder herumreißen will.

So zumindest kündigte es der 59-Jährige am Mittwoch auf einer Presseveranstaltung an, bei der schnell klar wurde, an welcher Stelle Otto bei Heidelberg noch Potenzial für mehr Wirtschaftlichkeit sieht: „Wir haben in Deutschland steigende Kosten, insbesondere auf der Personalseite“, sagte er. Diese Kosten müssten gebremst werden, da bei Heidelberg notwendige Investitionen, etwa in der IT, lange Zeit aufgeschoben worden seien. „Wir können nicht hohe Lohnsteigerungen und gleichzeitig noch hohe Investitionen parallel leisten“, sagte Otto. Dies sei ein zentrales Thema, „das wir im Auge behalten müssen“.

Bei Heidelberg belief sich der Personalaufwand im vergangenen Geschäftsjahr auf knapp 800 Mill. Euro. Das waren rund 2% weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Beschäftigten blieb nahezu stabil und soll es auch – zumindest am Standort in Deutschland – mittelfristig bleiben, wie Otto sagte. „Das ist natürlich erst mal unser Anspruch“, so der Manager, der sich selbst „nur im Nebenberuf“ als Sanierer, in erster Linie aber als „Unternehmer und Geschäftsentwickler“ bezeichnen würde. Heidelberg habe „sehr verdiente und sehr kompetente Mitarbeiter“. Mit ihnen müsse nun eine Diskussion darüber gestartet werden, wo der Konzern künftig Investitionen vornehmen soll. Die Kostendisziplin wolle man gleichzeitig auch im Management vorleben und beispielsweise weniger externe Beratung in Anspruch nehmen.

Hoffnung auf Verpackungen

Durch die Digitalisierung ist die Nachfrage nach Druckprodukten in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter zurückgegangen. Zu einem besonders starken Bedeutungsverlust kam es dabei in den Bereichen Zeitungs-, Magazin- und Katalogdruck. Der Markt für Verpackungsdruck zieht hingegen schon seit längerer Zeit an – für Heidelberg stellt er mittlerweile das wichtigste Standbein dar, das entsprechende Geschäftssegment verzeichnete im vergangenen Jahr als Einziges von Dreien eine steigende Nachfrage. „Die Menschheit wächst, der Wohlstand wächst. Damit wachsen auf jeden Fall auch die Verpackungslösungen“, sagte Otto. Und ob es einem nun gefalle oder nicht: „In den Schwellenländern wächst insbesondere auch der Markt für Einwegverpackungen." Dieses Potenzial wolle man bei Heidelberg mitnehmen.

Stagnation erwartet

Im vergangenen Jahr war der Umsatz bei Heidelberg leicht um 2% auf 2,4 Mrd. Euro zurückgegangen, der Gewinn unter dem Strich verringerte sich sogar um fast 60% auf 39 Mill. Euro. Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen mit einer Stagnation bei den Erlösen und bei der Ebitda-Marge.

Für die anstehenden Investitionen wolle er weder „die Aktionäre in Anspruch nehmen“ noch neue Schulden machen, sagte Otto. Die jüngsten Forderungen der Gewerkschaft IG Metall nach 7% mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten könne er nicht einfach „eins zu eins in die Organisation durchschießen“. Auf der Arbeitnehmerseite gebe es dafür definitiv Verständnis, „weil die Leute die Situation des Unternehmens kennen“. Er sei zuversichtlich, bei entsprechenden Gesprächen mit den Betriebsräten und der IG Metall zu „guten Lösungen“ zu kommen.