Neuer Intel-Chef setzt auf Talente
Neuer Intel-Chef
setzt auf Talente
Bloomberg/kro/xaw
Der neue Intel-Chef Lip-Bu Tan sieht in der Gewinnung von Talenten einen wichtigen Hebel, um den kalifornischen Chip-Konzern aus der Krise zu führen. Das Unternehmen müsse fähige Entwickler einstellen und jene, die bereits für Intel arbeiten, an sich binden, sagte der 65-Jährige bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Intel-CEO in Las Vegas vor Kunden und Partnern. „Wir haben viel harte Arbeit vor uns.“ Der Konzern habe sich zu langsam an die Bedürfnisse der Kunden angepasst.
Intel war einst der weltgrößte Chip-Hersteller, doch seine Produkte erwiesen sich im jüngsten KI-Boom als nicht mehr konkurrenzfähig. Vergangenes Jahr rutschte das Unternehmen mit einem Verlust von 19 Mrd. Dollar tief in die roten Zahlen, die Aktie hat ihren Wert in dem Zeitraum mehr als halbiert. Unter Tans Vorgänger Pat Gelsinger hatte der Konzern den Abbau von 16.500 Stellen beschlossen. Im Dezember trat Gelsinger schließlich zurück und ging in den Ruhestand.
Sein Nachfolger Tan will bei Intel nach eigenen Worten nun wieder eine „Innovationskultur“ schaffen und dem Unternehmen zu einem „kundenzentrierten Mindset“ verhelfen. „Wir werden Ihnen genau zuhören und Produkte entwickeln, die Ihre Probleme lösen“, versprach der CEO. Mitte März hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass die Sanierungspläne von Tan laut Insidern auch Entlassungen vorsehen. Aus seiner Sicht sei das mittlere Management zu aufgebläht.
Mit Intel bestens vertraut
Tan ist mit Intel bestens vertraut: Der in Malaysia geborene und in Singapur aufgewachsene Manager war zwei Jahre lang Mitglied im Verwaltungsrat. Er trat jedoch im Sommer 2024 zurück, weil er offenbar mit dem Kurs von Gelsinger nicht einverstanden war. Es sei für ihn jedoch schwierig gewesen, „zu sehen, wie er (der Konzern, Anm. d. Red.) kämpft“, begründete Tan seine Rückkehr. „Ich konnte einfach nicht an der Seitenlinie stehen, in dem Wissen, dass ich helfen kann.“
Tan kam in den späten 1970er Jahren in die USA, um einen Doktorgrad am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Nukleartechnik zu erwerben. Nach dem Reaktorunfall auf Three Mile Island 1979 wechselte er angesichts eingetrübter Jobaussichten im Atomenergie-Sektor jedoch an die University of San Francisco, die er als Master of Business Administration verließ. 1987 gründete er die Venture-Capital-Gesellschaft Walden International. Durch Investments in die Halbleiter- und Digital-Media-Branche sowie alternative Energien verhundertfachte er deren Assets in weniger als 15 Jahren auf 2 Mrd. Dollar.
Bei Intel steht nun unter anderem die Frage im Raum, inwiefern eine Abspaltung von Geschäftsteilen dem Konzern zu mehr Schwung verhelfen kann. Zuletzt soll die US-Regierung unter Donald Trump versucht haben, einen Deal zwischen Intel und dem taiwanischen Auftragsfertiger TSMC anzubahnen. Dabei ging es darum, dass Intel sein Fertigungsgeschäft abspalten und in ein Joint Venture unter Führung der taiwanesischen Konkurrentin überführen könnte. Befürworter einer solchen Partnerschaft versprechen sich hohe Effizienzgewinne, während die Fertigung von Intel zugleich amerikanisch kontrolliert bliebe.